Aktionsplan Osteeschutz 2030: Segelwelt atmet auf
Der Nationalpark Ostsee mit der Gesamtforderung, mindestens 30 Prozent der Wasserfläche auf dem Gebiet Schleswig-Holsteins unter strengen Schutz zu stellen, ist endgültig vom Tisch. An Stelle der ursprünglichen Pläne für einen Nationalpark Ostsee tritt der Aktionsplan Ostseeschutz 2030, den das schleswig-holsteinische Kabinett nun vorgestellt hat. Der Plan umfasst insgesamt 16 Maßnahmen mit dem Ziel der Verbesserung des Ostseeschutzes. Insgesamt werden 12,5 Prozent und damit rund 39.000 Hektar der schleswig-holsteinischen Ostsee besonders geschützt (Gesamtfläche: 315.000 Hektar). Ziel ist es, die avisierten Gebiete nach einer weiteren Beteiligung der Öffentlichkeit im Jahr 2026 auszuweisen.
Für den Segelsport sind insbesondere Befahrensregelungen angekündigt:
- von November bis Ende März zum Schutz von Rastvögeln
- Ankerverbote in noch festzulegenden Gebieten von Seegraswiesen
Ausgenommen von diesen Regelungen sind Wasserschutz und Wasserrettung, also auch Sicherungsboote, die zu Trainingszwecken und Regattabegleitung genutzt werden.
„Die deutliche Reduzierung der unter strengen Schutz gestellten Fläche von 30 Prozent auf 12,5 Prozent sowie die konkreten Maßnahmen zur Reduzierung der Nährstoffeinträge, zur Bergung von Altlasten und Müll als auch die angekündigten Maßnahmen zur Verbesserung der Biodiversität der schleswig-holsteinischen Ostsee geben das wider, was im Rahmen des Konsultationsprozesses seitens der Seglerschaft wiederholt gefordert wurde – eine Mittel-Zweck-Relation zur Plausibilisierung“, erklärt Hans Köster, Vorstandmitglied im Segler-Verband Schleswig-Holstein und dort zuständig für Umweltfragen.
„Wir gehen davon aus, auch in den weiteren Prozess, der jetzt durch Abfassung einer entsprechenden Landesverordnung fortgesetzt wird, durch die hiermit befassten Ministerien eingebunden zu werden“, so Köster. Denn insbesondere der Zeitplan für die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen steht noch aus. Gleiches gilt im Übrigen für das zwecks Einbindung aller Beteiligten avisierte Partnerprogramm, in welches sich insbesondere auch der Wassersport einbinden soll.
Bei acht Prozent der Schutzflächen handelt es sich um Gebiete zwischen Gelting und Schleimünde, in der südlichen Hohwachter Bucht und westlich von Fehmarn. Dazu kommen 4,5 Prozent bereits ausgewiesene Flächen im Rahmen des europäischen Netzes Natura 2000 in der Geltinger Bucht, beim Stollergrund in der Kieler Förde und in der Sagasbank südöstlich von Fehmarn. Alle Häfen bleiben ganzjährig wasserseitig erreichbar.
Strandangeln, Baden, Schwimmen und Tauchen (verboten ist das Entnehmen von Pflanzen und Tieren) sowie muskelbetriebener Sport bleiben wie bisher erlaubt – als Flächen ausgenommen sind besonders sensible Brutgebiete. Auch das Segeln (s.o.) ist wie bisher möglich. Für Motorboote gilt zusätzlich ganzjährig eine Geschwindigkeitsbeschränkung.
Erhebliche Einschränkungen erfährt die Fischerei, die in den Schutzgebieten komplett verboten ist. Im Bereich Nährstoffeinträge setzt die Politik auf freiwillige Zielvereinbarungen mit dem Landesbauernverband. Bis 2030 sollen Stickstoff- und Phosphatzufuhr um zehn, bis 2035 um 20 Prozent reduziert werden.
Dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gehen die Schutzpläne nicht weit genug. Die Fischereibetriebe bangen um ihre Existenz. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) betonte: „Mit dem Aktionsplan Ostseeschutz 2030 werden wir den Zustand der Ostsee verbessern.“ Und Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne), der den Nationalpark favorisierte, unterstrich: „Wir schaffen echte Ruheoasen für die europaweit einzigartige Pflanzen- und Tierwelt.“
Auf dem SVSH-Verbandstag wird der Ostseeschutz am Vormittag von Hans Köster, SVSH-Vorstand, Ressort Umwelt, und der Staatssekretärin im Ministerium für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport, Magdalena Finke, thematisiert. Wir werden auch weiterhin über dieses Thema berichten. (HK/hel)