Hauptthema bei Curryessen war die Kieler Bewerbung für Olympia (v.l.): Hauke Berndt, Vorsitzender des KYC, Kristina Herbst, Präsidentin des schleswig-holsteinischen Landtages, Dirk Ramhorst, Organisationschef der Kieler Woche-Regatten, Magdalena Finke, Staatssekretärin im Innenministerium, Tobias Koch (CDU), MdL, und Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer. Fotos: Christian Beeck

Curryessen im Zeichen der Ringe

Zahlreiche Gäste aus Sport, Wirtschaft und Politik folgten der Einladung des Kieler Yacht-Clubs zum traditionellen Curryessen im Kaisersaal an der Kiellinie. Landtagspräsidentin Kristina Herbst, Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer und der Club-Vorsitzende Hauke Berndt untermauerten ihre Unterstützung der Bewerbung Kiels als Segelstandort für Olympia und die Paralympischen Spiele.

„Der schleswig-holsteinische Landtag und der Rat der Landeshauptstadt Kiel haben sich in einer gemeinsamen Resolution gestern für die Bewerbung um die Austragung der olympischen Segelwettbewerbe 2036 oder 2040 ausgesprochen“, erinnerte der Vorsitzende des Kieler Yacht-Clubs, Hauke Berndt, nachdem er die Gäste auf die klassischen Besonderheiten des Curryessens vorbereitet hatte, die der Club jährlich ausrichtet, um Gästen und Mitgliedern für die aktive Unterstützung des Clubs und seiner Ideale zu danken.

„Mit der Bewerbung stellen Stadt und Land heraus, dass es dabei nicht nur um die Olympischen Spiele, sondern auch um die langfristige Vision der Entwicklung einer ganzen Region geht. Die Spiele könnten Motor für nachhaltige Verbesserungen in Gesellschaft, Verkehr und Sport in Kiel und ganz Schleswig-Holstein sein“, betonte der Vorsitzende. „Wir haben gemeinsam etwas Großes vor. Das wird uns nur gelingen, wenn wir gemeinsam an dieser Vision arbeiten“, so Hauke Berndt weiter.

Nach den Erfolgen im 29er und im 49erFX folgt jetzt der Umstieg der Schwall-Brüder Per-Christoffer (l.) und Carl Frederik (2.v.r.) in den olympischen 49er. Hier stehen die KYC-Hoffnungen mit Christian Tinnemeyer (Geschäftsführer Faber und Münker), dem stolzen Vater Rene Schwall (Bronzemedaillengewinner 2000 vor Sydney) und dem KYC-Vorsitzende Hauke Berndt. Foto: segel-bilder.de

„Wir haben eine gute Mannschaft, die sich hinter diesem gemeinsamen Ziel versammelt hat. Alle Akteure aus Land, Stadt, Umland, Verbänden und Vereinen und auch der Wirtschaft haben das gleiche Ziel. Unsere Yacht hat schon in unzähligen Regatten in jedem Jahr bewiesen, dass sie ganz vorne mitsegelt. In Kiel Sailing City zeigen wir jedes Jahr mit der Kieler Woche, dass wir alles haben, um auch die olympischen Segelwettbewerbe wieder zurück nach Kiel zu holen“, führte der Vorsitzende aus.

„Aber damit wir die ersten an der Luvtonne sind, müssen wir jetzt hochkonzentriert weiter an unserem Ziel arbeiten“, sagte Hauke Berndt. Als nächstes sind die Landesregierung und die Stadt aufgefordert, ein Konzept für die olympischen Wettbewerbe zu erarbeiten.

Investitionen in die Infrastruktur wie das Segelzentrum in Schilksee und neue Eventareale für aktuelle und künftige – zusehends auch foilende – olympische Klassen seien „essentiell, um als internationaler Austragungsort auch künftig bestehen zu können“, betonte der KYC-Vorsitzende. „Dies darf aber nicht zum finanziellen Risiko der veranstaltenden Vereine der Kieler Woche werden, sondern sollte als Investition der gemeinsamen Bewerber gesehen werden“, unterstrich er.

Sie genossen das historische Curryessen im Kieler Yacht-Club (v.l.): Carsten Krage, ehemaliger Vorsitzender des Kieler Yacht-Clubs, Ulf Wachholtz, Eigner des KYC-Hotels, Eckhard Jacobs,– Referatsleiter Sportpolitik – Ministerium für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport Schleswig-Holstein. Foto: Christian Beeck

„Wir wissen, wie lange es von der Idee bis zur Umsetzung von zum Beispiel Bauprojekten dauern kann“, mahnte er. Aktuell werden verschiedene Ideen zur Finanzierung diskutiert, darunter die Gründung einer Stiftung zur Mitfinanzierung der Bewerbung mit einem Stiftungsvorstand unter Beteiligung des olympischen Komitees, die Programmplanung im Landeshaushalt und auf kommunaler Ebene für Projekte, Infrastruktur und Förderung des Segelsports sowie gemeinsame Anstrengungen in Richtung Bund zur Mitfinanzierung.

„Wir hatten einen guten Start und beste Ausgangsbedingungen. Lassen Sie uns gemeinsam etwas daraus machen und diese Regatta gewinnen, damit 2036 oder 2040 wieder das olympische Feuer in Kiel brennt“, appellierte Hauke Berndt, bevor er das Wort an die Landtagspräsidentin übergab.

Der gefüllte Kaisersaal. Der KYC rief, und die Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verbänden/Vereinen folgten dem Ruf. Foto: Christian Beeck

„Danke, dass Sie alle hier sind und uns gemeinsam zu den olympischen Spielen begleiten werden“, übernahm Kristina Herbst – um sich anschließend lächelnd für ihre „freche“ Annahme zu entschuldigen, die sie sogleich begründete.

Geschlossen hatten die Landtagsfraktionen den Dringlichkeitsantrag „Kiel ist goldrichtig – Olympiabewerbung unterstützen!“ eingebracht und einstimmig verabschiedet. Eine seltene Einigkeit, deren Kraft gerade in Zeiten mit hohen Herausforderungen gebraucht werde. Sie zeigte sich beflügelt durch die Olympischen Spiele in Paris: „Das wollen wir hier erleben“, betonte sie. „Wir haben in Kiel immer hinter dem olympischen Feuer gestanden. Ich hoffe, dass es nie erlischt“, so die Landtagspräsidentin.

Dann berichtete sie von der gemeinsamen Beteiligung der schleswig-holsteinischen Landtagsabgeordneten an der Aktion „Humanitäre Hilfe Ukraine“. Mit der Landesregierung und Verwaltung haben sie Hilfspakete gepackt, um die Menschen im dritten Kriegswinter zu unterstützen. Sie bat die Anwesenden, sich ihrerseits zu beteiligen und so ein Zeichen der Solidarität zu senden.

„Ich kann mich an keine Gelegenheit erinnern, zu der der Landtag und die Kieler Ratsversammlung eine gemeinsame Resolution verabschiedet haben“, leitete der Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer seine Überlegungen ein und betonte seinerseits die einigende Kraft der olympischen Idee, auch mit Blick auf den Fly-By des The Ocean Race 2023 und dessen europäische Kampagne, die kommendes Jahr in Kiel ihren Ausgangspunkt haben wird.

„Neu verliebt“ habe er sich angesichts der Bilder dieses Sommers in die olympische Idee. Hinzu kommt: „Wir im Westen, in den freien Demokratien können tolle Olympische Spiele machen“, sagte der Oberbürgermeister.

Die Ehrengäste am Tisch 1 um den Kieler-Woche-Chef Dirk Ramhorst (3.v.r.). Foto: Christian Beeck

„Der Segelsport muss um seine olympische Anerkennung kämpfen“, warnte er. Nach schwierigen Bedingungen in Marseille und Tokio könne der Sport an der Förde wieder optimal ausgeübt werden.

Er erinnerte an den Kieler Bürgerentscheid pro Olympia, einzigartig in der Geschichte der Spiele. Nach dem „tollen Auftakt“ freue er sich, die Bewerbung ins Laufen zu bringen.

Nun nahmen die Gäste in der festlichen Atmosphäre des Kaisersaals zu Black Velvet, dem traditionellen Biercocktail mit Schaumwein und Guinness, ihre „Arbeit“ auf. Getrocknete Bananen, Kokosraspeln, Mango Chutney, Gewürze, Fleisch, Reis, Eier und Brühe wollten geschickt kombiniert werden. „Das Schöne an der ganzen Geschichte für mich als Gastgeber ist: Sie haben den Erfolg Ihres Essens komplett selbst in der Hand. Don’t blame me“, hatte der Vorsitzende lächelnd erläutert. An den Tischen und anschließend in der Bar prägte die Olympia-Bewerbung die Gespräche bis in die Nacht.

Carina Wegner