Das deutsche Team steigerte sich im AC Youth Cup kontinuierlich, schied aber in der Vorrunde aus. Foto: America's Cup

Deutsches Youth AC-Team macht wichtige Erfahrungen

Für den großen Coup fehlte die Erfahrung: Beim Youth America’s Cup vor Barcelona musste das America’s Cup Team Germany (ACTG) nach der Vorrunde die Segel streichen. Der Crew um die Kieler Skipperin Maru Scheel mangelte es in der Vorbereitung an Wasserstunden, um sich in den teils ruppigen Bedingungen an die fliegenden Boote vom Typ AC40 zu gewöhnen. Die Entwicklung des ACTG an den drei Regattatagen war deutlich, doch die Hypothek aus den ersten Rennen zu hoch, um im Ranking noch den letzten Platz der Gruppe zu verlassen.

Über Monate hatte sich die deutsche Mannschaft mit Maru Scheel, Team-Initiator und Co-Steuermann Paul Farien (Kiel), den Trimmern Tom Heinrich (Kiel) und Jesse Lindstädt (Hamburg) sowie den Ersatzleuten Jill Paland (Kiel) und Julian Hoffmann (Blaichach-Ettensberg) mangels eines eigenen Bootes am Simulator vorbereitet. In Barcelona standen dann dreieinhalb Trainingstage auf dem Wasser zur Verfügung, bevor es in die Rennen ging. Zu wenig, um Abstürze von den Foils zu vermeiden und damit zu verhindern, dass immer wieder wichtige Meter auf die Konkurrenz verloren gingen.

„Das Cockpit kannten wir vom Simulator. Das war gut, um die Orientierung zu haben. Aber jetzt spürte man den echten Druck auf dem Ruder, fühlte Wind und Wellen. Ständig flog einem das Wasser ins Gesicht. Das war jetzt ein echtes Boot, vorher war es nur ein Computer-Spiel“, erklärte die Skipperin.

Das deutsche Team wurde gebildet durch Paul Farien, Maru Scheel, Tom Heinrich, Jesse Lindstädt, Jill Paland und Julian Hoffmann. Foto: America’s Cup

Und die Bedingungen an der katalanischen Küste waren so schwierig, dass sich die Einstellungen aus dem Simulator nicht in die Realität übertragen ließen. So musste das Team in den ersten Tagen schwere Einschläge ins Wasser verkraften: „Bei den Nose-Dives schlägt einem die Wasserwucht entgegen und schleudert einen nach hinten. Das ist ein Aufprall wie in einen extrem harten Airbag. Einmal hatte ich das Gefühl, dass ich mir zwei Wirbel ausgerenkt habe. Aber zum Glück ging es dann schnell wieder“, so Maru Scheel.

Als Wind und Welle am Abschlusstag etwas milder gestimmt waren, zeigte das deutsche Team stabile Flüge, mischte gut mit im Feld der sechs Mannschaften. Ein Sprung nach oben in der Tabelle gelang aber nicht mehr. „Wir haben alles gegeben, haben super viel gelernt und uns im Bootshandling immer mehr gesteigert. Deshalb können wir alle super stolz sein.“

Für Maru Scheel und Jill Paland ist das Abenteuer America’s Cup indes noch nicht vorbei. Sie gehören auch zum deutschen Frauen-Team, das am 5. Oktober in den Wettkampf startet. Dort wollen die beiden ihre Erfahrung aus dem Youth Cup einbringen.

Den Youth Cup gewann schließlich das erfahrene Team Luna Rossa Prada Pirelli. Skipper Marco Gradoni gehört auch zum Kader des großen Luna-Rossa-Teams, ist der bisher einzige Segler der dreimal in Folge den Titel des Opti-Weltmeisters (2017, 2018, 2019) einfahren konnte und wurde dafür 2019 als jüngster Segler jemals zum Segler des Jahres 2019 gekürt.