Finnen gewinnen SCL-Finale zur TW
Tag der ersten Meisterschaftsentscheidungen zur 134. Travemünder Woche: Der Dienstag brachte dem TW-Team für die Siegerehrungen um Martina Jeske einen arbeitsreichen Tag. Denn nicht nur die Dyas und Finns beendeten ihre Ranglistenregatta, es gab auch das Zeremoniell für die Siegerehrungen von zwei Deutschen Meisterschaften vorzubereiten. Außerdem feierte die Sailing Champions League ihre Sieger. Die Titelmedaillen gingen an die Crew der „Immac Fram“ um Skipper Kai Mares (Int. Deutsche Meisterschaft Seesegeln) und die Mannschaft von Philipp Ocker (Int. Deutsche Meisterschaft der Drachen). Als beste Clubmannschaft der Welt ließen die Finnen von den Aland-Inseln die Korken knallen.
Den Drachen-Seglern gelang am letzten Tag ihrer Deutschen Meisterschaft zwar kein Rennen mehr, doch sie starteten im stark schwankenden Wind viele Versuche, um noch eine Wettfahrt in die Bücher zu bringen. Am Ende blieb es bei den insgesamt sechs Wettfahrten. Aufregung herrschte dennoch auf Bahn Golf, nachdem eine Schauerfront mit stürmischen Böen von 37 Knoten (8 Windstärken) in der Spitze über das Feld hinweggefegt war. Der Windeinfall kam so plötzlich, dass sich die seetüchtigen Drachen auf die Seite warfen. Dem Boot von Hans-Dieter Lang (YC Immenstaad) schoss dabei so viel Wasser ins Cockpit und in den Rumpf, dass es nicht mehr zu halten war und sank. Die Crew blieb unverletzt, und konnte von einem Schlauchboot aufgenommen werden. „Körperlich geht es uns gut, aber es nimmt uns mental natürlich schon ganz schön mit“, sagte Lang. „Die Böe fiel so plötzlich und massiv ein, dass wir nichts mehr machen konnten. Und es war so lokal, dass die Boote links und rechts von uns kaum betroffen waren.“ Lang ist ein erfahrener Drachen-Segler, der seit über 40 Jahren in der Klasse aktiv ist. „Und dieses Boot segeln wir seit 2004. Es steckt viel Herzblut darin.“ Er musste mit ansehen, wie sein neun Meter langes Boot auf 14 Meter Tiefe ging, und muss sich nun um die Bergung bemühen: „Wir müssen mit der Versicherung klären, wie das Prozedere ist und dann den Bergungsauftrag erteilen. Ich bin optimistisch und gehe davon aus, dass das Boote ohne große Schäden gehoben werden kann.“
Einen nervenaufreibenden Tag erlebten auch die anderen Drachen-Crews. „Es war schon anstrengend, der Wind kam aus allen Ecken und in allen Stärken. Wir hätten gern noch ein Rennen gesegelt. So ist am Ende aber alls beim Alten geblieben“, sagte der neue Deutsche Meister Philipp Ocker (München), der auf die Frage nach dem Schlüssel zum Erfolg überlegen musste: „Es gab nicht den einen Faktor. Wichtig war die Konstanz in den Ergebnissen. Und dass wir in dieser Konstellation seit 25 bis 30 Jahren zusammen segeln, hat natürlich geholfen.“ Nach dem WM-Titel der Amateure aus dem vergangenen Jahr feierte Ocker mit seinen Vorderleuten Florian Grosser und Oliver Davies den nächsten großen Titel. Auf den weiteren Podiumsplätzen folgten Jan Woortmann (Hamburg) und Titelverteidiger Ingo Ehrlicher (Pappenheim).
Über den bereits vierten Deutschen Meister-Titel mit dem Projekt „Immac Fram“ freute sich Kai Mares. Die Seesegel-Crew aus Kiel hatte die Yacht in den vergangenen eineinhalb Jahren ins Mittelmeer gelegt, um dort neue Impulse zu sammeln, und ist zur Kieler Woche in den Norden zurückgekehrt. Der Fokus der Mannschaft liegt auf der WM in zehn Tagen vor Kiel. „Die Weltmeisterschaft ist der Abschluss und Höhepunkt dieses Projekts. Auf dem Weg dahin war der Plan, noch einmal die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen. Aber die beiden Verfolger haben ordentlich Druck gemacht“, so Mares, der noch ein bisschen Arbeit bei der Abstimmung in den Starts sieht. Hinter der „Immac Fram“ landeten die „Aquaplay“ von Max Habeck (Lesum) und die „Elli“ von Thorben-Henryk Strube auf den Plätzen zwei und drei der Deutschen Meisterschaft in den ORC-Gruppen C+D.
Die Gruppe der großen Yachten (ORC A+B) brachte keine ausreichend große Flotte an den Start, um als Deutsche Meisterschaft gewertet zu werden. Die Bestenermittlung gewann schließlich die „Intermezzo“ von Jens Kuphal (Berlin) vor der Kieler „Halbtrocken 4.5“ (Michael Berghorn) und der finnischen „Mercedes Benz“ (Jani Lehti). „Für uns war das ein sehr gutes Training für die WM. Im Laufe der Tage haben wir uns gesteigert und fahren jetzt mit einem guten Gefühl nach Kiel. Nachdem wir vor zwei Jahren schon Zweiter waren, wollen wir jetzt wieder in die Top-Fünf. Das Feld ist stark, aber es ist alles möglich“, sagte Jens Kuphal. Er fiebert der Heim-WM entgegen, nachdem das das erste halbe Jahr mit der Teilnahme seines Offshore Team Germany am The Ocean Race mit der Kampagne „Guyot environnement – Team Europe“ sehr viel Aufregung gebracht hat.
In der Sailing Champions League (SCL) wurde vor Travemünde die Krone des Clubsegelns neu vergeben. Nachdem im vergangenen Jahr der NRV Hamburg gewonnen hatte, setzte sich nun Finnland durch. Das dritte Rennen der Finalrunde brachte die Entscheidung. Der Segelclub von den Åland-Insel, der bereits die Vorrunde mit einer starken Vorstellung dominiert hatte, setzte sich auf der ersten Kreuz an die Spitze, kontrollierte das Feld und kreuzte die Ziellinie mit drei Bootslängen Vorsprung vor den Verfolgern. Steuermann Markus Rönnberg riss die Fäuste in die Höhe und fiel seinen Vorderleuten Staffan Lindberg, Thomas Tennström und Mathias Tennström in die Arme. In ihrem überschwänglichen Jubel vergaßen die Finnen gar, dass sie noch den Gennaker stehen hatten, liefen kurz aus dem Ruder und drohten, sich auf die Seite zu legen. Doch das hüpfende Quartett bewältigte auch diese Situation und feierte den Titel als international beste Clubmannschaft mit Sekt und einem Rückwärtssalto der drei Vorderleute ins Wasser. Der SMC Überlingen mit Sven Hessberger, Michael Zittlau, Dominik Fritze, Alexander Gaiser, der mit einem Sieg in die Finalrunde gestartet war, musste sich mit Rang zwei begnügen. Damit blieb dem Club die Wiederholung des großen Coups von 2020 verwehrt, als sie sich im Nervenkrimi von Porto Cervo den SCL-Titel gesichert hatten. Dritter wurde der Yacht-Club Gdansk (Polen).
„Es fühlt wirklich großartig an, dass wir gewonnen haben. Es war ein taffes Finale mit drei Rennen, obwohl wir mit einem Punkt Vorsprung an den Start gegangen sind. Im dritten Rennen sind wir nach dem Start schnell weggekommen, das hat uns den Sieg eingebracht. Das Finale gewonnen zu haben, bedeutet uns viel. Letztes Jahr haben wir im Finale vor Travemünde den Titel knapp verfehlt, nun haben wir ihn geholt“, freute sich der finnische Steuermann Markus Rönnberg. Zeit, um ihren Sieg in Travemünde zu feiern, bleibt den Finnen nicht. Für sie steht direkt die Abreise an. „Wir feiern unterwegs im Auto“, hieß es aus dem Team.