Foto: segel-bilder.de

Freunde an Land, Konkurrenz auf dem Wasser

In Kiel kam es über Pfingsten zum ersten Aufeinandertreffen der der deutschen 29er-Spitze. 62 Crews aus vier Nationen absolvierten bei den Young Europeans Sailing sieben Wettfahrten. Am Start auf heimischem Revier auch die Toppcrews aus Schleswig-Holstein.

Betreut werden die schleswig-holsteinischen Skiffs von Landestrainer Thomas Berg. „Zurzeit haben wir drei Crews im Landeskader, aber bis Herbst wachsen dann aus den Optis drei weitere Crews nach“, so Berg. Strategisch hat sich Schleswig-Holstein auf ILCA und 29er konzentriert. Und in diesen Klassen mischt der Nachwuchs aus dem Norden auf den Regattabahnen vorne mit.

Dass Konkurrenz auf dem Wasser einer Freundschaft nicht im Wege steht, beweisen die Gebrüder Anton und Johann Sach (Lübecker YC) und die Brüder Per-Christoffer und Carl Frederik Schwall (Kieler YC), die im Mai zusammen zum Europacup nach Borkum (Ostfriesland) gereist waren und dort eine Woche gemeinsam im Anhänger der Familie Sach, gewohnt hatten. Die Fahrerlaubnis haben Johann Sach und Per Christoffer Schwall.

Per Christoffer und Carl Frederik Schwall. Foto: segel-bilder.de
Per Christoffer und Carl Frederik Schwall. Foto: segel-bilder.de

Bei der YES logierten sie dann allerdings wieder getrennt und trafen sich im Kampf um die Plätze auf dem Wasser. „Auch wenn man auf dem Wasser konkurriert, kann man befreundet sein. Wir Vier haben den gleichen Ehrgeiz und viel Spaß auf dem Wasser. Da wir auf gleichem Niveau segeln, verbessern wir uns auch im direkten Vergleich“, so Per Schwall, der es mit einem Bruder Frederik seinem Vater René nachmachen und für Deutschland bei den Olympischen Spielen starten möchte.

Die Ziele der Schwall-Brüder in diesem Jahr sind hochgesteckt: Bei der 29er-WM Ende Juli in Weymouth (Großbritannien) wollen sie in die Goldfleet kommen, und bei der EM in Stockholm (Schweden) ist die Qualifikation für die Youth Sailing World Championships angepeilt. Das könnte zur Nagelprobe für die Freundschaft der beiden Brüderpaare werden, denn die Ziele der Sachs sind identisch – und es gibt nur ein Nationen-Ticket.

Die Teilnahme an den Youth Sailing Worlds sei der erhoffte Abschied aus dem 29er, so die Zarnekauer, die 2022 den 7. Platz bei den Youth Sailing Worlds belegten und schon zur Kieler Woche in den 49erFX wechseln, um den Umstieg in den olympischen 49er vorzubereiten. Dabei steht 2024 ein geplanter FX-Eurocup mit sechs Stationen im Plan. Die Senkrechtstarter im 29er, die 2021 auf Anhieb die Kieler Woche, die Landesmeisterschaft sowie die Deutsche Jugendmeisterschaft gewannen, wurden in dem Jahr zu den Immac-Nachwuchsseglern des Jahres gekürt. „Allmählich werden wir zu groß und schwer für den 29er“, so Johann Sach. Bei leichten Winden werde es immer schwerer, vorn mitzumischen.

Anton und Johann Sach. Foto: segel-bilder.de
Anton und Johann Sach. Foto: segel-bilder.de

Wie dicht die beiden Crews leistungsmäßig tatsächlich zusammenliegen, zeigt das YES-Ergebnis: Die Sachs schlossen als Dritte ab, die Schwalls als Vierte. Ein weiteres Brüderpaar hatte den Schleswig-Holsteinern derweil das Heck gezeigt: Lucas und Moritz Hamm (Chiemsee Yacht-Club) siegten vor Finja Waldheuer/Anna-Maria Rissanen (Duisburger Yacht-Club).

Das Duell Gebrüder Sach gegen Gebrüder Schwall gab es schon einmal. In den 90er-Jahren lieferten sich die beiden Brüderpaare im Tornado spannende Wettkämpfe. René Schwall, Vater von Per Christoffer und Carl Frederik, saß an der Vorschot seines Bruder Oliver und gewann 1993 WM-Gold. Derweil war Christian Sach, Vater von Anton und Johann, Vorschoter bei seinem Bruder Helge – in der Konstellation wurden die Zarnekauer zweimal Tornado-Vizeweltmeister. Eine Bronzemedaille gewann dann René Schwall bei den Olympischen Spielen vor Sydney (Australien) an Bord von Steuermann Roland Gäbler. (hel)