Anderl Denecke, Jens Kath, Frank Schärffe und Uwe Bergmann (von rechts) freuten sich über eine gelungene TW 2023. Foto: Ralf Abratis

Gelassene Rückkehr zur neuen TW-Normalität

Das neue Gewand der Travemünder Woche ist bei Besuchern, Organisatoren und Schaustellern gut angekommen. Mit ihrem frischen Bild haben die Symbolfiguren Ole und Leevke im maritimen Outfit einen bleibenden Eindruck hinterlassen, und auch das luftigere Festivalareal mit neuen Veranstaltungsflächen sowie dem Riesenrad als markantem Blickfänger der TW hat verfangen – über die Grenzen der Hansestadt hinaus. Allerdings hat auch das unbeständige Wetter mit kräftigen Schauern an allen TW-Tagen seine Spuren hinterlassen. Die angepeilte Besuchermarke von 500.000 Gästen wurde knapp verfehlt. Dennoch zeigten sich die Organisatoren zufrieden mit der 134. Ausgabe der Traditionsveranstaltung, wollen an dem Konzept weiter feilen und neue Programmpunkte ausbauen.

„Die Wettersituation hat uns überhaupt nicht in die Karten gespielt. Es war nicht das typische TW-Wetter. Nach der langen Hitzeperiode kamen wir nicht in eine beständige Hochdruckphase hinein“, berichtete Frank Schärffe, Geschäftsführer der Travemünder Woche gGmbH. „Damit haben wir unsere angepeilte Gästemarke nicht ganz geschafft, werden aber mit Blick auf das Abschlussfeuerwerk zwischen 450.000 und 500.000 Besucher haben“, ergänzte Uwe Bergmann, Geschäftsführer der Vermarktungsagentur uba. Da die Zahl der Schausteller im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit um rund ein Drittel auf 114 reduziert wurde, waren die Standbetreiber trotz des geringeren Andrangs auf der Strand- und Travepromenade durchaus zufrieden. Die gesteigerte Bettenzahl in Travemünde zeigte zudem, dass der Festivalbesuch weniger anfällig ist bei wechselndem Wetter. „Sobald der Regen aufhörte, waren die Festivalmeilen schneller gefüllt als früher“, so Bergmann.

Mit einem großen Feuerwerk ging die 134. Travemünder Woche zu Ende. Foto: segel-bilder.de

Voll aufgegangen ist das neue Konzept der Travemünder Woche, sich maritimer zu präsentieren, und weitere neue Programmpunkte haben gegriffen: „Das Fischerdorf mit seiner Heringsbraterei war authentisch und wurde sehr gut angenommen. Es hat sich gleich zu einem Alleinstellungsmerkmal der Veranstaltung entwickelt. So etwas findet man sonst nicht.“ Charmant umgesetzt fand Uwe Bergmann zudem das Angebot im Tanzpalast am Fährvorplatz: „Eine tolle Location, die sich in Zukunft von einem Geheimtipp zu einem stärker frequentierten Eventplatz weiterentwickeln wird.“ Mit der Galerie Hafenpanorama gab es zudem einen Anlaufpunkt für Kunstinteressierte.

Der Promenaden-Rundlauf von der Travemünder Seite auf den Priwall konnte durch den zwischenzeitlichen Ausfall der Fähre sowie geringe Fährkapazitäten nicht an allen Tagen im gewünschten Maße umgesetzt werden. Die Einbeziehung des Priwalls in Kooperation mit Classical Beat und Beach Bay hat die Travemünder Woche dennoch durch weitere Eventbereiche bereichert. „Wir sind auf einem guten Weg, den gewünschten Promenaden-Rundlauf in Zukunft auch noch mit mehr Anlaufstellen umzusetzen“, sagte Frank Schärffe.

Videos zur Travemünder Woche

Das Bühnenprogramm auf Travemünder Seite bot mit der König Pilsener Bühne an der Nordermole einen zentralen Anlaufpunkt für die Besucher. Gut frequentiert wurde auch das Weincarrée mit dem anschließenden Gipsy Village und der dortigen Bühne. Die Wieder-Einbeziehung der Festivalbühne im Brügmanngarten muss sich laut Bergmann in den kommenden Jahren noch einspielen. Der Bedarf bei den Besuchern ist da – ebenso wie für den Beach-Club-Bereich am Strand. Zu einem Höhepunkt der 134. Travemünder Woche wurde das Riesenrad mit dem Standort am Strand. „Das ist sehr gut gelaufen. Wir arbeiten daran, das zu wiederholen“, so Bergmann.

Im Einklang mit den Einsatzkräften konnte Frank Schärffe von einem ruhigen Verlauf der Travemünder Woche berichten: „Es war eine entspannte Atmosphäre, an uns sind keine negativen Vorkommnisse herangetragen worden. Durch den Einsatz der rund 400 ehrenamtlichen Helfer auf den verschiedenen TW-Areale haben sich die Seglerinnen und Segler nicht nur bei den Regatten, sondern auch auf den Stellplatzflächen an Land sehr wohl gefühlt.“ Einen ruhigen Verlauf hat die Travemünder Woche aus Sicht der Polizei genommen. „Wir sind mit der Veranstaltung bis heute sehr zufrieden. Es war ein ruhiger Verlauf mit einer guten Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Organisationen. Die Anzahl der Einsätze war deutlich geringer als in den Vor-Corona-Jahren“, berichtete Pressesprecherin Claudia Struck. Erwartungsgemäß sei an den Freitagen und Sonnabend am meisten los gewesen – inklusive einiger Jugendliche, die mit Ruhestörungen und Kabbeleien über die Stränge geschlagen haben. „Es war aber alles in dem Rahmen, den eine Großveranstaltung nun mal mit sich bringt. Nur ein Viertel der Gesamtstraftaten waren Rohheitsdelikte. Das ist wenig“, so Claudia Struck. Das Konzept der Polizei-Fahrradstreifen auf dem Priwall kam gut an, um Ansprechpartner für die Besucher zu haben.

Die Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft der Sicherungsboote klappte sehr gut. Foto: segel-bilder.de

Große Zufriedenheit gab es auch bei der Gemeinschaft der Sicherungsboote. „Für uns war es eine ganz normale Travemünder Woche“, erklärte Ulrike Sündermann von der Wasserwacht, die gemeinsam mit Sven Slowak vom THW die Einsatzleitung übernommen hat. Sündermann lobte die gute und eingespielte Zusammenarbeit zwischen Wasserwacht, THW, DLRG und der Seenotrettung, die mit dem Seenotrettungskreuzer „Felix Sand“ sowie den Seenotrettungsbooten „Erich Koschubs“ und „Walter Rose“ unterstützte. In der Spitze waren täglich bis zu 134 Einsatzkräfte auf 36 Motor-Rettungsbooten im Einsatz. 26 Patienten seien an Wasser und an Land versorgt worden. „Vier davon haben wir an den Rettungsdienst übergeben, darunter war eine ausgekugelte Schulter und eine Platzwunde am Kopf.“ Ein Novum sei der gesunkene Drachen gewesen. Die Crew sei verletzungsfrei geblieben, wurde durch ein Trainerboot geborgen und an ein Sicherungsboot übergeben. Daneben musste ein vollgeschlagener 12-Fuß-Dinghy leergepumpt werden, es gab einen Mastbruch auf einer Yacht bei der Deutschen Meisterschaft der Seesegler, und in den ruhigeren Phasen unterstützten die Sicherungsboote beim Schlepp für die Segler, damit alle auf dem Wasser und an Land eine entspannte Travemünder Woche feiern konnten.