Ein hochkarätig besetztes Podium diskutierte zum Hamburg Yachtfestival in Wedel über die Situation der Tideelbe. Foto: Christian Beeck

Gemeinsam handeln für gemeinsame Ziele

Wassersportgespräch zum Thema „Naherholung, Tourismus und Wassersport auf der Tideelbe“: Hochkarätig besetztes Podium diskutiert beim Hamburg Yachtfestival in Wedel.

Naherholung, Tourismus und Wassersport auf der Tideelbe standen im Mittelpunkt des zweiten Hamburger Wassersportgespräches, das im Rahmen des Hamburg Yachtfestivals, der neuen InWater Boat Show im Hamburger Yachthafen in Wedel (Schleswig-Holstein), stattfand. Zu der Podiumsdiskussion eingeladen hatten die Landessegelverbände aus Hamburg und Schleswig-Holstein.

Das Podium war hochkarätig besetzt: Es diskutierten die Staatssekretärin aus dem schleswig-holsteinischen Ministerium für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport, Magdalena Finke, die höchste Repräsentantin des deutschen Segelsports, DSV- Präsidentin Mona Küppers, die Vorsitzenden der veranstaltenden Landessegelverbände, Oliver Kosanke (Hamburg) und Jan-Dirk Tenge (Schleswig-Holstein), Vertreter der Häfen aus Borsfleth (Stör), Jörg-Michael Satz, Vorsitzender der Hamburger Yachthafen Gemeinschaft, aus Stade Matthias Bunzel, Leiter der Stader Wirtschaftsförderung, sowie Andreas Schäfer, Geschäftsführer der Stade Marketing- und Tourismusgesellschaft. Moderiert wurde die Veranstaltung von Hermann Hell, Pressesprecher des Segler-Verbandes Schleswig-Holstein. Die hochkarätig besetzte Gesprächsrunde und ein volles Plenum unterstrichen, dass übergreifende Wassersportgespräche wichtig sind und die große Anzahl an Partnern aus Sport, Politik und Wirtschaft zusammenführen. Nach anderthalb Stunden war ein Konsens gefunden: Schlanke Wege statt erdrückender Bürokratie sowie gemeinsame Anstrengungen für ein gemeinsames Ziel.

Die Landesseglerverbände aus Hamburg und Schleswig-Holstein zeigten zum Hamburger Yachtfestival gemeinsame Stärke (von links): Jan-Dirk Tenge, Martin Borkmann, Hermann Hell.

Von allen Teilnehmern einhellig begrüßt wurde die Entscheidung der Kieler Landesregierung, den schleswig-holsteinischen Häfen an der Elbe jährlich 1,5 Millionen Euro aus den Zahlungen der Hansestadt Hamburg im Rahmen der Verklappung des Schlicks aus der Elbe bei Tonne E3 vor Helgoland zur Verfügung zu stellen. „Das hilft dabei, den Elbseglern dauerhaft wieder attraktive Ziele auf der Elbe zu bieten“, erklärte Oliver Kosanke. Der Hamburger Yacht Hafen laufe nämlich Gefahr, immer mehr zu einem Winterliegerhafen zu mutieren, da viele Segler im Frühjahr direkt auf die Ostsee gingen und erst zu Saisonende zurückkehrten. „Viele der 800 Dauerliegeplatzinhaber sind mit ihren Yachten und Booten seit 24 Jahren in Wedel“, fügte Jörg-Michael Satz an. Und Jan-Dirk Tenge ergänzte: „Rund 30 Prozent der Schiffseigner in Schleswig-Holstein haben ihren Wohnsitz in einem anderen Bundesland, großenteils in Hamburg.“

Alle Vertreter der Häfen stellten einstimmig fest, dass die Segler mit ihren Übernachtungsanläufen einen großen Tourismusfaktor darstellten – die Stader sprachen allein von 17000 Übernachtungen pro Jahr. Auch für eine Wiederauflage der früheren, gut besuchten Elbregatten sprachen sich die Gesprächsteilnehmer aus und erinnerten daran, dass die ehemalige Regatta „Blaues Band der Niederelbe“ bis zu 200 Teilnehmer gehabt und auch die Glückstadt-Regatta bessere Zeiten erlebt habe.

Auch das Thema Erreichbarkeit der Häfen ist ein brisantes Thema. Mit 1200 Arbeitsstunden und großem finanziellem Einsatz hat beispielsweise der Sport-Schipper Verein Borsfleth dank des vereinseigenen Spülers „Schwan von Borsfleth“ seine Liegeplätze an der Stör wieder zugänglich gemacht. „Uns geht es zuallererst um das Vereinsleben, dann um die Gästelieger, die natürlich willkommen sind, und um einen wirtschaftlichen Aspekt“, so der 1. Vorsitzende Ludger Walterbusch.

Nach der Podiumsdiskussion nahm Kapitän Oliver Kosanke (rechts) eine Delegation des Podiums mit auf die Elbe. Unter anderem an Bord: Staatssekretärin Magdalena Finke (links) und DSV-Präsidentin Mona Küppers. Foto: Christian Beeck

Die Verbände wünschen sich einen Ansprechpartner, einen sogenannten maritimen Koordinator für die Unterelbe, da die Zuständigkeiten zwischen den drei Anrainerbundesländern und dem Bund oft unklar und nicht zielführend sind. Staatssekretärin Finke versprach, dieses Ziel zu unterstützen. Gleichzeitig begrüßte sie die Erstellung eines Konzeptes für die gesamte Unterelbe, um das Freizeitsegeln, aber auch das Regattasegeln wieder attraktiver zu gestalten. Die Landespolitikerin, die bereits im Frühjahr beim Jugendseglertreffen des DSV in Kiel gezeigt hatte, dass sie die Bedeutung des Segelsports im Sportland Schleswig-Holstein hoch ansiedelt, betonte, dass eine starke Gemeinschaft mehr Gewicht habe und sich leichter Gehör verschaffen könne. Hier könne eine Koordinierungsstelle für beiden Seiten durchaus hilfreich sein. Bei der Komplexität der Zuständigkeiten und Wünsche von Bund, Ländern und Gemeinden auf der einen Seite und Bundesverband, Landesverbänden, Interessensgemeinschaften und Vereinen auf der anderen würde die Umsetzung jedoch Zeit brauchen. „Wir helfen dabei, soweit wir können“, versprach Finke.

Auch die DSV-Präsidentin sagte ihre Unterstützung zu. „Wir sehen uns allerdings nicht als Koordinator.“ Da käme schon eher der Verbund Nedderelv ins Spiel, so Mona Küppers. „Gern helfen wir aber bei der Erstellung einer Machbarkeitsstudie und bei der Vernetzung aller Gruppen. Wir werden nicht nachlassen, die Interessen der Tideelbe-Anrainer zu vertreten, vorzutragen und zu unterstützen“, so die DSV-Chefin.

Das Schlusswort galt Magdalena Finke, die den Veranstaltern des Hamburg Yachtfestivals im Namen aller Podiumsgäste viel Erfolg wünschte und unterstrich, dass die Öffentlichkeitswirkung einer solchen Veranstaltung in der Kombination einer Messe mit einem Wassersportgespräch eine wichtige Unterstützung für die Lobbyarbeit darstelle. Danach ging es mit Kapitän Kosanke hinaus auf die Niederelbe – in das Revier, das zuvor für reichlich Diskussionsstoff gesorgt hatte. (OK/hel)

Hintergrundinformationen:

  • Im Bereich der Tideelbe waren im Jahr 2022 allein in den Segelsportvereinen 19.825 Mitglieder aktiv.
  • Der Hamburger Segel-Verband ist Interessenvertreter für ca. 12.500 Mitglieder aus 84 Vereinen. Unter dem Dach des Seglerverbandes Schleswig-Holstein sind derzeit rund 30.000 Mitglieder in 220 Vereinen aktiv.
  • Der Hamburger Yacht Hafen in Wedel (Schleswig-Holstein) ist der größte tideunabhängige Sportboothafen in Nordeuropa und Heimat von 52 Vereinen.
  • Mit rund 1750 Liegeplätzen bildet er das Zentrum des Wassersports in der Metropolregion Hamburg und ist ein wichtiger Gast- und Zielhafen für auswärtige Besucher.