Zum Wassersportgespräch diskutierten v.l.n.r.: Barbara Ostmeier, Jan-Dirk Tenge, Maarten Malczak, Jörg-Michael Satz, Oliver Kosanke. Am Pult Moderatorin Sandra-Valeska Bruhns. Foto: Axel Sylvester

Gemeinsamer Kampf gegen die Verschlickung der Häfen

Beim Kampf gegen die Verschlickung der Häfen entlang der Niederelbe und des Mühlenberger Lochs werden die Aktionen der beiden Interessenvertretungen der Seglerinnen und Segler aus Hamburg und Schleswig-Holstein künftig noch enger miteinander koordiniert. Ziel ist es, für die ansässigen Vereine genug Geld für das Ausbaggern der infolge der Elbvertiefung stark verschlickten Häfen durch Fördermaßnahmen zu generieren und eine dauerhafte, langfristige Nutzung der Häfen sicherzustellen.

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion beim Hamburger Yachtfestival in Wedel am 7. September wurde den interessierten, überwiegend selbst vom drohenden Verlust ihres Segelreviers betroffenen Zuhörern ausführlich erklärt, worin das Dilemma der Sportboothäfen beim Kampf um Fördergelder und Ausgleichszahlungen liegt.

„Durch die Stadt Hamburg werden Ausgleichszahlungen geleistet, die aber teilweise durch die Landesgrenzen nicht eingesetzt werden können“, erklärt Oliver Kosanke, Vorsitzender des Hamburger Segel-Verbandes. „Mit der nun Ende August veröffentlichten Richtlinie zur Beseitigung von Sedimentablagerungen scheint die Finanzierung für die Häfen in unserem Nachbarland auf den ersten Blick gelöst, doch durch den Ausschluss von Doppelförderung kommt das Geld wieder nicht in der benötigten Höhe bei den betroffenen Vereinen an.“

Protestaktion gegen Nationalpark Ostsee zum Vorbild nehmen

Zusammen mit Jan-Dirk Tenge, Vorsitzender des Segler-Verbandes Schleswig-Holstein, wird er nun beim Ausschuss für die Zusammenarbeit der Länder Schleswig-Holstein und Hamburg die prekäre Lage der Wassersportler vortragen. „Neben unserer Lobbyarbeit für alle Wassersportlerinnen und Wassersportler ist es immens wichtig, dass auch die Betroffenen mit kreativen, medienwirksamen Aktionen auf die Bedrohung ihres Segelreviers aufmerksam machen“, betont Jan-Dirk Tenge. „Wir haben bei den Protestaktionen gegen den Nationalpark Ostsee gesehen, was gut gemachte Protestaktionen bewirken können.“ Das nördliche Bundesland ist bei Seglerinnen und Segler aus Hamburg sehr beliebt, über ein Drittel der Liegeplätze in den Häfen und Marinas werden von Seglerinnen und Seglern aus Hamburg genutzt.

„Breitensport muss vor der eigenen Haustür stattfinden“

Unterstützung bekommen die beiden Landesverbände bei ihrem Kampf gegen den Schlick vom Landessportverband Schleswig-Holstein (LSV) und dem Hamburger Sportbund (HSB). „Breitensport muss vor der eigenen Haustür stattfinden, nur wer in der Breite ausbilden kann, kann eine leistungsstarke Spitze hervorbringen“, betonte Barbara Ostmeier, Vorsitzende des Ausschuss Breitensport des LSV. „Auf der Elbe ist es ‚fünf vor zwölf‘, wenn jetzt nicht gehandelt wird, verlieren wir das Segelrevier Niederelbe.“

Anders als in Hamburg ist Segelsport neben Rudern und Beachvolleyball in Schleswig-Holstein eine Schwerpunktsportart und wird entsprechend vom Land gefördert. Seglerische Großereignisse wie Kieler und Travemünder Woche – organisiert mit maßgeblicher Unterstützung Hamburger Vereine – bieten jedes Jahr nicht nur Spitzensport unter Segeln, sondern generieren auch hohe Umsatzsteuererlöse für den Landeshaushalt. In der maritimen Hansestadt an der Elbe ist Segelsport dagegen nur eine von vielen Sportarten und erhält keine gesonderte Förderung aus dem Stadthaushalt. Den geringen Stellenwert, den Segelsport in Hamburg einnimmt, findet auch in der ausbleibenden Unterstützung für die Seglerinnen und Segler beim Kampf gegen die Verschlickung auf dem Ausbildungs- und Trainingsrevier Mühlenberger Loch Widerklang.

Erfolgsgeschichte Bergmann/Wille nicht wiederholbar

„Marla Bergmann und Hanna Wille, die im Mühlenberger Segel-Club auf der Elbe segeln gelernt und es zusammen im 49erFX bis zu den Olympischen Spielen geschafft haben, sind Inspiration für die nachfolgende Generation von Seglerinnen und Seglern“, sagt Maarten Malczak, Referatsleiter Kommunikation und Marketing beim HSB. „Wenn das Mühlenberger Loch weiter versandet, wird diese Erfolgsgeschichte nicht wiederholbar sein und der leistungsstarke Hamburger Segelnachwuchs zum Training nach Kiel abwandern.“

Gemeinsam präsentierten sich Hamburger Seglerverband und SVSH beim Yachtfestival in Wedel.

Erste Hamburger Vereine planen bereits konkrete Trainingsmaßnahmen und den Aufbau eigener Stützpunkte in Kiel-Schilksee. „Nachhaltig ist es nicht, mit einem Verbrennerauto über die A7 zu fahren, um unseren Natursport auf dem Wasser auszuüben“, unterstreicht Oliver Kosanke und appelliert an die Hamburger Vereine: „Wir müssen alle zusammen aktiv und lautstark gegen die Bedrohung unserer Sportstätten kämpfen. In den kommenden Monaten werden wir dazu ein Spitzentreffen mit den Hamburger Politikerinnen und Politikern ansetzen und für unsere Interessen den Wahlkampf und das Buhlen um die Gunst der Wähler ausnutzen.“

Yachthafen Wedel bekommt keine Gelder aus der „Stiftung Elbefond“

Von der Verschlickung besonders betroffen neben dem Mühlenberger Loch, auf dem vor allem der Blankeneser und Mühlenberger Segel-Club trainieren, ist der Hamburger Yachthafen, größte Marina in Schleswig-Holstein, betrieben von der Hamburger Yachthafengemeinschaft mit Vereinssitz in Hamburg. „Wir müssten jährlich für rund 200.000 Euro den Hafen ausbaggern, bekommen als Hamburger Verein aber keine Fördergelder“, klagt Jörg-Michael Satz, Vorsitzender der Hamburger Yachthafengemeinschaft. „Wir brauchen dringend eine Lösung und müssen den verantwortlichen Politikern verdeutlichen, wie viel maritime Industrie und Infrastruktur rund um den Yachthafen angesiedelt ist und wie hoch der entsprechende Wirtschaftsfaktor für die Region ist.“

Breites Aktionsbündnis der Verbände

Die nun vereinbarten Kooperation und enge Zusammenarbeit der Landesverbände ist der Anfang eines breit angelegten Aktionsbündnisses für den Erhalt der Segelreviere entlang der Niederelbe.