Hinweise auf Rückgang des Stintbestands in der Elbe

Das Gutachten der Stiftung Lebensraum Elbe liegt vor

 

Der Europäischen Stint (Osmerus eperlanus) stellt eine Schlüsselart im ökologischen Gefüge der Tideelbe dar. Fangmengenentwicklungen der Elbfischer deuten darauf hin, dass der Bestand des Stintes in jüngerer Vergangenheit zurückgegangen ist. Deshalb hat die Stiftung Lebensraum Elbe das Büro BioConsult Schuchardt & Scholle GbR damit beauftragt, zu untersuchen, ob die behördlichen Monitoringprogramme einen rückläufigen Trend vor dem Hintergrund der natürlichen Variabilität der Art zeigen.

Für das Gutachten wurden verfügbare Fangdaten aus der Tideelbe, aber auch aus den Ästuaren von Ems, Weser und Eider zusammengestellt und mit statistischen Verfahren analysiert. Die Daten stammen aus unterschiedlichen Untersuchungsprogrammen, die zwar nicht explizit auf den Stint abgestellt waren, dennoch Rückschlüsse auf die Stintvorkommen zulassen.

Die Auswertungen bekräftigen die Beobachtungen der Elbfischer, die in den letzten Jahren eine rückläufige Tendenz des Stintbestandes in der Tideelbe beobachtet haben.

Das Gutachten zeigt zum Beispiel:

  • Die Fangzahlen Adulter (Frühjahrs- und Herbstfänge), Subadulter (Frühjahrsfänge) und Juveniler (Herbstfänge) sind insbesondere in den letzten drei Jahren überwiegend niedriger als in den Vorjahren.
  • Segmentierte Regressionsanalysen deuten je nach Altersklasse einen negativen „Sprung“ der Fangzahlen zwischen 2010 und 2015 an. Dies ist für die adulten Stinte weniger deutlich, für die Subadulten und Juvenilen deutlicher.
  • Die Wahrscheinlichkeit eines Fanges mit höheren Stintzahlen war in den letzten Jahren geringer. So waren für Fänge mit >2.000 Individuen/1 Mio. m³ subadulter Stinte in der Elbe zwischen dem Hamburger Hafen und Lühesand im Zeitraum 2000 – 2005 etwa zwei Hols erforderlich. Im Vergleich dazu war der quantitative Fangerfolg im Zeitraum 2014 – 2018 erkennbar geringer. So waren in diesem Zeitraum 5 Hols erforderlich, um in einem davon eine Anzahl von >2.000 Individuen/1 Mio. m³ zu erreichen.

Analoge Hinweise auf rückläufige Stintvorkommen in den anderen Ästuaren waren nicht klar ersichtlich, so dass die Annahme eines großräumigen Trends zunächst nicht naheliegt.

Die auf verschiedenen Betrachtungsebenen festgestellten Hinweise auf einen Rückgang des Stintvorkommens in der Tideelbe sind allerdings noch nicht gleichbedeutend mit einer daraus abzuleitenden generellen Bestandsgefährdung. Sollte sich die in den letzten Jahren verzeichnete Tendenz jedoch fortsetzen oder sogar weiter verstärken, besteht die Besorgnis, dass dann die ökologischen Funktionen, die der Stint in der Tideelbe innehat (z.B. Nahrungsgrundlage für räuberisch lebende Fische und Vögel) nicht mehr gewährleistet werden können.

Zusätzlich wird in Kooperation der Obersten Fischereibehörde (Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation) und der für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie zuständigen Abteilung Wasserwirtschaft der Behörde für Umwelt und Energie ein Untersuchungsprogramm zur Bestandserfassung des Stintes – verbunden mit einer Prognose zu dessen weiteren Entwicklung – in Auftrag gegeben. Ziel ist es, auch aufbauend auf den Ergebnissen des vorliegenden Gutachtens, Ursachen für die Bestandsentwicklung zu identifizieren und mögliche Maßnahmen zur Stützung und Verbesserung des Stintbestandes in der Tideelbe zu entwickeln.

Michael Pollmann, Staatsrat für Umwelt und Energie: „Der Rückgang der Stintpopulation ist für uns Grund zur Beunruhigung. Deswegen bemühen wir uns um Aufklärung und Ursachenforschung. Das vorliegende Gutachten ist dafür eine erste, gute Grundlage. Mit dem von uns angestoßenen Untersuchungsprogramm wollen wir Gegenmaßnahmen entwickeln, die den Trend stoppen.“

„Der mit dem Gutachten belegte abnehmende Trend des Stintbestands in der Elbe erfüllt uns mit tiefer Sorge“, sagt Dr. Elisabeth Klocke, Vorstand der Stiftung Lebensraum Elbe. „Deswegen wird die Stiftung Lebensraum Elbe in einem nächsten Schritt versuchen, mögliche anthropogene oder natürliche Faktoren zu identifizieren, die zu den genannten Veränderungen des Stintvorkommens in der Tideelbe beigetragen haben können.“

Weitere Informationen zum Gutachten finden Sie hier: https://www.stiftung-lebensraum-elbe.de/massnahmen/stint.html

Das Gutachten der Stiftung Lebensraum Elbe steht hier zum Download bereit: https://www.stiftung-lebensraum-elbe.de/fbfiles/Gutachten/Bericht-Auswertung-Stintdaten.pdf

  1. September 2019/bue23a

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