Jubel für Boris Herrmann und Co
Schleswig-Holstein ist bereits eine Woche vor der Kieler Woche zumindest für einen kurzen Moment die Blicke der Segelwelt auf sich gezogen. Mit dem Fly-by von Kiel kreuzten am 9. Juni die fünf Imocas auf ihrer sechsten von sieben Etappen des The Ocean Race durch die Kieler Innenförde, rundeten vor Zehntausenden Zuschauern die Bahnmarke vor der Reventlouwiese und zogen dann auf ihrem Weg von Aarhus nach Den Haag wieder aus der Förde hinaus. Die Boote mit deutscher Beteiligung bildeten zwar das Ende des Feldes, der Stimmung an diesem sonnigen Freitag tat das aber keinen Abbruch.
Nachdem die auch in der Gesamtwertung führende 11th Hour Racing unter US-Skipper Charlie Enrightum 16:25 Uhr als Erste den südlichsten Punkt dieses Flybys erreicht hatte und mit einer Wende vor dem Kieler Ostufer wieder gen Kieler Leuchtturm davonzog, dauerte es eine ganze Weile, bis auch die anderen Yachten kamen. Auf den Rängen zwei und drei folgten Holcim (Schweiz) und Biotherm (Frankreich), bevor die GUYOT environnement – Team Europe mit den beiden Berlinern Robert Stanjek und Phillip Kasüske einlief.
Das Duo genoss den Auftritt in heimischen Gewässern, wo sie während ihrer Olympia-Kampagnen viele Stunden auf dem Wasser verbracht hatten. „Das hier ist der i-Punkt des Rennens“, sagte Stanjek, der bei der Kieler Anfahrt die Pinne übernommen hatte. „Super schön, hier zu sein“, ergänzte Kasüske, während die schwarze Yacht am Ausflugs-Raddampfer „Freya“ vorbeizog, der bedenklich Schlagseite bekam, weil alle Passagiere auf die Backbord-Seite geeilt waren, um einen Blick auf die frisch reparierte Yacht zu erhaschen, die bis zwei Tage vor dem Start in Aarhus noch bei der Kieler Knierim-Werft nach ihrem Mastbruch wieder für das Rennen fit gemacht worden war.
Wenig später erreichte auch Malizia die Kieler Fly-by-Marke – im Heckwasser eine Armada von Zuschauerbooten, die nun keine Probleme hatten zu folgen, da Skipper Boris Herrmann mit seiner Mannschaft das letzte Feld der Flotte bildete und die Sperrung des Fahrwasser hinter ihm aufgehoben wurde. Dafür durfte er sich über den größten Jubel freuen. Die Einpeitscher aus dem Malizia-Team hatten den Kommentatoren-Platz geentert und feuerten die Kieler Zuschauer zu Jubelstürmen auf – an einem perfekten Nachmittag für den deutschen Segelsport.
Dieser Tag machte Lust auf mehr. Sowohl Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer als auch Race-CEO Richard Brisius waren sich einig, dass Kiel als Station beim The Ocean Race eine gute Idee sei. Möglich wäre sogar schon 2025 der Start zum The Ocean Race Europe in der Kieler Innenförde. „Großartig, was hier los ist. Das ist doch die beste Bewerbung. Besser geht es nicht für das Rennen, und auch für die Stadt wäre das großartig“, sagte Ulf Kämpfer angesichts von 25.000 begeisterten Zuschauern, die sich allein an der Kiellinie aufgebaut hatten. Brisius bestätigte: „Wir haben hier eine großartige Verbindung zur Stadtführung aufgebaut. Die Organisation an Land und auf dem Wasser ist großartig.“ Brisius kennt Kiel vom Zieleinlauf 2002, als er Teammanager bei Assa Abloy war. Und er bekannte: „I’m in love with Kiel.“