Am Kamin der KYC Lounge: Hauke Berndt, Tobias Goldschmidt, Sebastian Wache und Philipp Mühlenhardt (von links). Foto: Carina Wegner

KYC-Lounge diskutiert über Sturmflut und Küstenschutz

Große Themen werden am Kamin des Kieler Yacht-Clubs diskutiert. Die sogenannte KYC Lounge hat sich zu einem Format entwickelt, in dem hochkarätige Diskussionsgäste spannende Themen besprechen. Mit dem schleswig-holsteinischen Klimaschutz-Minister Tobias Goldschmidt, dem Meteorologen Sebastian Wache und Philipp Mühlenhardt, Geschäftsführer der Sporthafen Kiel GmbH, besprach der KYC-Vorsitzende Hauke Berndt die möglichen Konsequenzen aus der Ostseesturmflut 2023.

„Die Ostseesturmflut vom vorletzten Herbst haben wir noch alle in Erinnerung. Statistisch können wir bald alle zehn Jahre mit einem vergleichbaren Ereignis rechnen. Seit 1843 ist der Meeresspiegel um mehr als 40 Zentimeter gestiegen. Bis 2100 könnte er sich um mehr als einen Meter erhöhen“, so der Vorsitzende des Kieler Yacht-Clubs, Hauke Berndt. „Das sind Werte, da kriegt der Umweltminister graue Haare – darf ich das sagen?“, wandte sich der Gastgeber, selbst Meteorologe und promoviert in Klimamodellierung, an Minister Tobias Goldschmidt.

Hauke Berndt hatte an den Kamin in der Lounge des Hotels Kieler Yacht-Club geladen, um das Thema „Stürmische Zeiten: Küstenschutz und Klimarisiken“ aus Politik, Meteorologie und Hafenperspektive zu beleuchten.

„Die Küste ist in Veränderung. Die Veränderung beschleunigt sich gerade in Folge der Klimakrise tatsächlich ziemlich rasant“, warnte Tobias Goldschmidt. „Wir bemerken, dass die Einschläge immer dichter kommen“, ergänzte Philipp Mühlenhardt. „Wir haben vor 15 Jahren angefangen, unsere Stege 20 cm höher zu bauen, und wir merken, dass das schon jetzt nicht mehr reicht. Das ist für uns natürlich ein Problem, weil wir immer in Dekaden planen. Unsere Baumaßnahmen sind so aufwändig, dass man das langfristig vorher planen muss. Und das, was da jetzt gerade draußen passiert, das macht mir wirklich Angst.“

Dürren, Starkregen, heftige Stürme. Wir müssen uns weiter auf extremere Wetterlagen einstellen. Das betonte Sebastian Wache. Das Ostseehochwasser 2023 wurde ein „Jahrhunderthochwasser“ genannt: Das letzte vergleichbare Ereignis lag rund 120 Jahre zurück. Aber: „Berechnungen gehen davon aus, dass so etwas in Zukunft häufiger vorkommt. Das basiert auch u.a. darauf, dass wir davon ausgehen müssen, dass, wenn der Pegel in der See ansteigt, wir das nächste Mal nicht mehr Windstärke 12 über zweieinhalb Tage brauchen, dann reicht vielleicht Windstärke elf, um das gleiche Ausmaß zu bewirken“, so der Meteorologe.

„Das 1,5 Grad Ziel des Pariser Klimaabkommens haben wir 2023 global gerissen“, fuhr er fort. „Es wird immer wärmer, auch die Wassertemperaturen der Ozeane steigen. Ein sich selbst beschleunigender Prozess: Je wärmer das Wasser wird, desto weniger klimaschädliches CO2 kann dort gespeichert werden und die Temperaturen steigen weiter“, so Sebastian Wache. Die höheren Temperaturen sorgen für das Abschmelzen der großen Landeismassen über Grönland und der Antarktis. Zusammen mit der Ausdehnung der Wassermoleküle, der sogenannten thermischen Expansion, führt dies zu einem weiteren Anstieg des Meeresspiegels. „Ein weiterer Faktor ist, dass Skandinavien sich nach der Eiszeit weiter erhebt“, erläuterte der Meteorologe. „Und wir sinken“, ergänzte der Umweltminister.

Das Land reagiert mit einem Bündel an Maßnahmen. „Wir treffen schon eine Bauvorsorge“, erzählte der Minister. Dazu gehört der Bau von Klimadeichen und Küstenschutz. „In anderen Teilen der Welt, auch teilweise in Dänemark oder in UK, entscheidet man sich häufig dagegen. Da überlässt man die Flächen dem Meer. In Schleswig-Holstein haben wir eine andere Kultur“, erläuterte Tobias Goldschmidt, aber: „Wir werden auch der Natur Raum geben müssen.“

Der komplette Beitrag von Carina Wegner zu dem Diskussionsabend ist auf kyc.de zu lesen.