Lübecker YC ehrt seine treuen Mitglieder
Es gab lukullische Spezialitäten, nette Gespräche sowie amüsante Anekdoten und eine festliche Garderobe: Das Gold- und Silberdinner hat seit Jahren einen festen Platz im Kalender des Lübecker Yacht-Clubs. Doch es ist weit mehr als ein geselliger Abend, es ist die Ehrung langjähriger Mitglieder des Clubs, das Dankeschön für jahrzehntelange Treue.
Und diese Treue ist ein wichtiger Bestandteil für den Zusammenhalt im Club und in der Gesellschaft. Das hoben die Ehrengäste des Abends, der Vorstandsvorsitzende der Possehlstiftung Prof. Dr. Wolfgang Sandberger und der Vorsitzende des Segler-Verbandes Schleswig-Holstein Jan-Dirk Tenge, besonders heraus.
„Sport ist der Kitt in unserer Gesellschaft – mehr denn je“, sagte Jan-Dirk Tenge. „Dem Zersetzen der Gesellschaft wirken wir im Sportverein als Gemeinschaft entgegen. Das ist eine ganz wichtige Funktion. Die auszuzeichnen, wie heute Abend hier, ist wichtig.“
Prof. Dr. Wolfgang Sandberger sprach den zu Ehrenden seinen Glückwünsche aus: „Ihre Treue machen den Club zu dem, was er ist. Der Lübecker Yacht-Club steht für Tradition und Innovation. Heute Abend steht die Tradition im Mittelpunkt.“ Sandberger bekannte, zwar kein großer Segler zu sein, aber eine Leidenschaft für Schiffe zu pflegen.
Zudem erklärte der Vorstandsvorsitzende der Possehlstiftung, dass sich die Stiftung in Zukunft noch stärker als Förderer des Sports hervortun würde. So werde die Stiftung die Sportler des Teams Lübeck, zu denen auch die LYC-Athleten Kjell Haschen sowie Johann und Anton Sach gehören, unterstützen. Aber bereits jetzt ist die Förderung für den Sport und das Segeln enorm. Über die Jahre seien rund eine halbe Million Euro in den Sport geflossen, so Sandberger.
Für diese Unterstützung in den vergangenen Jahren dankte der LYC-Vorsitzende Lutz Kleinfeldt: „Ohne die Possehlstiftung wäre Lübeck ärmer“, so Kleinfeldt, der dann gemeinsam mit Dr. Eberhard Lassen in den Laudationes die Gelegenheit nutzte, um „innezuhalten und zurückzublicken“.
Seit 25 Jahren gehören Christoph Bock, Christian Kroeger, Fred Maaß und Karsten Rades dem LYC an und erhielten dafür eine Ehrennadel des Clubs. Bereits 40 Jahre sind Christian Esch, der zum Gold- und Silberdinner verhindert war, und Birgit Stamp-Oehme Mitglied im Club. Birgit Stamp-Oehme hat sich dabei in vielfältiger Rolle in das Clubleben eingebracht. Aktuell ist sie Projektleiterin der Travemünder Woche, hat auch schon Vorstandsämter ausgefüllt und war ehrenamtliche Geschäftsführerin der Travemünder Woche gGmbH. Gelernt hat sie das Segeln ehemals auf der Alster, bevor sie mit ihrem Mann Hermann auf große Reisen mit dem Dickschiff ging. Der Höhepunkt war eine lange Atlantikreise bis in den Golf von Mexiko mit der gesamten Familie. Mit ihrer Familienyacht war sie auch am Wiederaufbau der Jugendabteilung beteiligt, als es mit dem Segelnachwuchs zu den Herbsttörns auf Touren durch die Ostsee ging.
Gleich acht Mitglieder feiern in diesem Jahr ihr 50-jährige Mitgliedschaft im LYC. Drei von ihnen waren zum Gold- und Silberdinner dabei. Für Christian Blunck begann die Segelleidenschaft schon auf dem elterlichen Boot. Es folgte eine aktive Regattakarriere im Opti, 420er und später auf der Sprinta Sport von Jürgen Klinghardt. Sogar beim Fastnet Race war der leidenschaftliche Yacht-Segler 2007 am Start. Er segelte zudem den Baltic Sprint Cup und ist heute noch beim Segeln mit der Familie aktiv.
Höchste Hochsee-Kompetenz kann Kay Nikolaus Hansen vorweisen. Er segelte auf den Schiffen des Hamburgischen Verein für Seefahrt als herausragender Vorschiffsmann, nahm siebenmal an der Cowes Week teil – inklusive Fastnet Race – und erlebte dabei auch den verheerenden Sturm 1979 auf See mit. Auf der „Diva“ erkundete er schließlich mit der LYC-Jugend auf den Herbsttörns kurz nach der Wiedervereinigung neue Reviere in der Ostsee und segelte später auf 12′-Dinghys auf der Wakenitz.
Dr. Uwe Lampe hat seine Segelleidenschaft von seinem Vater aus Riga mitgebracht. In Schleswig-Holstein segelte er in Elmshorn und auf dem Ratzeburger See im Piraten, wechselte dann 1975 auf die Ostsee und in den LYC, wo er verschiedene Yachten – zum Teil auch Singlehanded – segelte.
Herausragend Jollen-Segler waren Christian Heise und Alexander Hagen, die bereits seit 60 Jahren den Stander des LYC im Herzen tragen. Christian Heise segelte in seiner Jugend Pirat und 420er, nahm sogar an Weltmeisterschaften teil und verlegte sich später auf das Seesegeln.
Alex Hagen gehört nicht nur zu den erfolgreichsten Seglern des LYC, sondern war auch eine herausragende Segelpersönlichkeit in Deutschland. Das Segeln lernte er – so sagt es die Legende – innerhalb von zehn Minuten, später landete er als Deutscher und Europameister in der OK-Jolle erste Erfolge, bevor er in den olympische Star wechselte. Dort wurde er zweimal Weltmeister und nahm an zwei Olympischen Spielen teil. Heute ist trotz künstlicher Gelenke im Foil-Sport aktiv.
Gar 70 Jahre hält schon die Verbindung des Clubs zu fünf Mitgliedern, von denen vier zur Ehrung kamen, da Michael Hanke seine Teilnahme absagen musste.
Dr. Jörn-Detlev „Milchmann“ Barnbrock hatte dafür eine klare Erklärung: „Der Club war mein Zuhause!“ Seine Jugend hat er an der Wakenitz verbracht, wurde von Clubmitgliedern zu Regatten mitgenommen und steuerte erfolgreich das H-Boot. Nach beruflich bedingter Abwesenheit von Lübeck, kehrte er vor einigen Jahren wieder hierher zurück.
Johann Gaedecke lernte das Segeln bei seinem Großvater, bei dem er auch aufgewachsen ist. Der Pirat war zunächst sein Boot, darin segelte er auch die Travemünder Woche. Beim Aufbau der Folkeboot-Flotte in der Lübecker Bucht war er entscheiden beteiligt, segelte das seetüchtige Boot aber nicht nur auf Regatten – bis hin zum Gold-Cup, sondern auch als Familienboot. Mit Frau, drei Kindern und Hund war er auf dem Folkeboot in der Ostsee unterwegs.
Eine wahre Familien-Affäre war und ist die Seefahrt und die Segelei für Dr. Hans-Jürgen Möller. Sein Onkel war Kap-Hornier, segelte auf den Flying P-Liner. So kamen auch Hans-Jürgen Möller und sein Bruder nicht um den Segelsport herum, traten mit 15 Jahren in den Lübecker YC ein und erlebten dort aufregenden Jahre in der Wanderjolle, mit der sie die Wakenitz und den Ratzeburger See erkundeten und spannende Touren im Sommer unternahmen. Als es ihn durch das Studium nach Kiel verschlug, war er auf Zwölfern sowie Viertel- und Halbtonnern aktiv, segelte mit der Familie in der Dänischen Südsee. 40 Jahre lang ließ es sich Hans-Jürgen Möller auch nicht nehmen, den Eisarsch zu segeln. Nach einigen Jahren im 12′-Dinghy liebt er es, heute mit einem Ruder-Dinghy auf die Wakenitz zu gehen.
Einen bleibenden Eindruck beim Eisarsch hinterließ auch Jochen Stamer. Sein Sohn Peter war es, der seinen Kinder-Popo in den Gips drückte und somit die Vorlage schuf für den eigenwilligen Eisarsch-Pokal. Jochen Stamer war zuvor durch seine Schwester zum Segeln gekommen, segelte Piraten-Regatten vor Travemünde und auf der Schlei. Im Seesegeln erkundete er die Ostsee bis hinauf nach Haparanda, war auch zur Nordseewoche vor Helgoland am Start und ließ sich auch durch Schnee und Eis nicht vom Segelsport abhalten. Auf dem Hemmelsdorfer See pflegte er mit der Gemeinschaft des Lübecker YC das Eissegel-Vergnügen.
All diese besonderen Erlebnisse im Club bildeten die Grundlage für einen unterhaltsamen Abend an den großen Tischen im gut gefüllten Clubraum des LYC an der Wakenitz.