LYC-Clubschiff „MEU“ nach 425 Tagen zurück im Heimathafen
Es war ein Tuten und Jubeln, ein Winken und Lachen. Nach 425 Tagen auf See lief das Clubschiff des Lübecker Yacht-Club, die „MEU“, am Tag der Deutschen Einheit wieder in Travemünde ein. 20 Boote, vom kleinen 29er-Skiff bis zur großen Yacht, von der LYC-Fähre „Mary“ bis hin zu vielen Motor-Schlauchbooten, waren der „MEU“ entgegen gefahren, um sie auf der letzten Meile ihrer Nordatlantik-Reise zum Anlegesteg zu begleiten. Über 100 Clubmitglieder standen an der Trave-Promenade, untermalten das letzte Manöver von „MEU“-Skipperin Clara Weimer mit La-Ola-Wellen. Dann endlich sprang Clara Weimer auf den Steg und lief ihren Freunden und der Familie in die Arme.
„Der Empfang war mega. Das habe ich nicht erwartet. Selbst die DGzRS und das Lotsenboote sind uns entgegen gefahren. Und dann dieses Wetter! Wir hatten schon Befürchtungen, dass das Timing mit der Ankunft nicht passen würde. Aber es war wie beim Abschied. Nach Tagen mit Schietwetter kam genau rechtzeitig die Sonne“, freute sich die Skipperin, wieder daheim zu sein.
20 Länder hat sie in den vergangenen 14 Monaten besucht, ungezählte Häfen und Ankerbuchten angelaufen. 13.500 Seemeilen liegen in ihrem Kielwasser. Die „MEU“ ist sogar 14.500 Seemeilen gesegelt, da Clara Weimer zwischendurch mal Landurlaub gemacht hat, während Clubmitglieder mit der Yacht unterwegs waren. Jetzt freut sich die 27-Jährige wieder auf festen Boden unter den Füßen. Auf ihrer To-do-Liste: Freunde und Familie treffen, aber auch mal ganz für sich sein.
Im vergangenen Jahr ist sie auf 35 Etappen mit stets wechselnden Mannschaften gesegelt. Über 100 verschiedene Crewmitglieder kamen an Bord, durchsegelten die unterschiedlichsten Klima- und Wetterzonen und verbrachten Tage zwischen Entspannung und großer Aufregung.
Der LYC-Vorsitzende Lutz Kleinfeldt zeigte sich begeistert, wie diese Reise das Clubleben des LYC belebt hat: „Es war ein klasse Projekt, das ihr passend zum 125-jährigen Jubiläum des LYC im vergangenen Jahr gestartet habt. Alle, die dabei gewesen sind, werden sich gern an die Reisen zurückerinnern – an die Sonnenuntergänge und Mondaufgänge, an lange Ozeanüberquerungen und auch an Wale, die Euch nicht ganz so lieb gehabt haben. Das alles sind unvergessliche Erlebnisse.“
Viel Lob für das Projekt kam von Petros Michelidakis, Director der weltgrößten Wassersportmesse boot in Düsseldorf: „Alle, die daran beteiligt waren, haben ihren Beitrag geleistet. Es ist die Liebe zum Wassersport, der uns alle zusammen hält“, sagte der boot-Director, der die Reise der „MEU“ von Beginn an unterstützt und begleitet hat. Auch Robert Marx, Präsident des Bundesverbandes Wassersportwirtschaft, zeigte sich beeindruckt: „Eine nachhaltigere Art des Reisens gibt es wohl nicht. Vor allem wenn man bedenkt, dass ihr mit einem über 30 Jahre alten Schiff unterwegs gewesen seid.“
In der Flut der Erlebnisse war es für Clara Weimer schwer, die prägendsten Eindrücke herauszufiltern: „Der Angriff der Orcas auf die ‚MEU‘ vor einem Jahr gehört sicherlich dazu, aber auch die Ankunft in der Karibik, als wir plötzlich in diesem türkis-farbenen Wasser schwammen.“ Bei der Frage nach dem Top-Reiseland blieb sie allerdings diesseits des Atlantiks: „Die Kapverden! Eine unglaublich nette Atmosphäre, großartige Natur und angenehm warm im Winter. Dazu immer guter Wind zum Segeln und Kiten.“
Bevor es am Abend in eine große Willkommens-Party ging, hatte Clara Weimer noch eine lange Liste von Unternehmen und Personen, denen sie für die Unterstützung bei dem Projekt „MEU goes Karibik“ dankte. Dazu zählten ebenso diejenigen, die mit Sachspenden und finanzieller Unterstützung geholfen hatten, als auch diejenigen, die an der Planung und Umsetzung beteiligt waren, auf der Reise bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite standen oder auch mal mentale Aufbauhilfe leisteten – bei einer Reise, die zwar mit dem Orca-Angriff und dem beschädigten Ruder einen kritischen Moment erlebte und auf der auch weitere kleinere Schäden behoben werden musste, die aber ansonsten so vorausschauend und umsichtig betrieben wurde, dass die Sturmfock nach 14 Monaten ungenutzt wieder herausgeholt werden konnte.