Mit SH-Kompetenz zurück ins Ocean Race
Die emotionale Achterbahnfahrt des Team Guyot soll in Kiel ein Ende finden: Nach dem Mastbruch vor der amerikanischen Küste und dem Verschiffen der Jacht nach Europa stand die weitere Teilnahme am Ocean Race auf der Kippe, Logistik, Bootsbau und die Finanzen mussten zusammengebracht werden. Nach drei Wochen des Zitterns ist nun klar: Das Team setzt das Weltrennen fort. Das Boot liegt in der Kieler Werft Knierim, die teameigenen Techniker sowie zehn internationale Bootsbau-Experten arbeiten Tag und Nacht an Rumpf, Mast, Foils und Ruder. Bereits am Montag soll das Boot ins Wasser, um rechtzeitig in Aarhus in die sechste von sieben Etappen zu starten.
„Wir haben Unterstützung von allen Seiten bekommen. Das Rennen hat sich für uns engagiert, und auch alle anderen Teams haben dabei geholfen. Das ganze Unternehmen ist nur möglich, weil uns 11th Hour Racing seinen Ersatzmast zur Verfügung gestellt hat. Wir alle wollen ins Rennen zurückzukehren und es anständig beenden“, sagt Teammanager Jens Kuphal.
Bei dem Mastbruch gab es weitere Schäden. Zwei Schotten sind gebrochen. Allein an dieser Baustelle arbeiten derzeit acht Bootsbauer Tag und Nacht. Die Kielaufhängung muss repariert werden. Der Mast-Rohling vom 11th Hour Racing Team ist aus Lorient angekommen, muss aber noch mit der Verkabelung, technischem Equipment – etwa Radar und Oscar –, Fallen, Wanten und Stagen auf das Boot angepasst werden. Größeren Schaden hat das Steuerbord-Foil genommen, hier muss über einen Bereich von rund zwei Metern ein neues Laminat aufgebaut werden. Auch an den Rudern sind Laminier-Arbeiten notwendig.
Zur Schaltstelle, um die Arbeiten möglich zu machen, hat sich Marc Pickel, Kieler Bootsbauer und Olympia-Teilnehmer von 2008, aufgeschwungen. „Das nächtliche Video von Bord, als Benjamin Dutreux völlig aufgelöst den Mastbruch realisiert, war für mich der Auslöser.“ Pickel aktivierte seine internationalen Kontakte, sprach mit den Chefs der Kieler Knierim-Werft, Gunnar Knierim und Steffen Müller. „Die Werft war sofort mit am Start, und mit einigen Telefonaten und neuen Kontakten konnten wir eine Crew von Bootsbauern aus Spanien, Italien, Schweden und Deutschland zusammenholen.“
Rund 800 Arbeitsstunden werden in die Reparatur fließen – und viel Enthusiasmus: „Auf solch einen Feuerwehr-Einsatz haben wir Bock. Das ist es doch, was unseren Job ausmacht“, erklären die Werft-Chefs Knierim und Müller. „Als die Jacht hier ankam, sind wir mit aller Begeisterung an die Arbeit gegangen. Es ist super, in dieses Projekt involviert zu sein. Endlich steht mal wieder ein richtiges Rennboot in der Halle.“