Schmidt Boehme Racing – Weltmeisterschaft 2017 und Gründung Club 49
Nach einer Geduldsprobe der besonderen Art segelten wir bei der Weltmeisterschaft vor Porto auf den 5. Platz
Porto und Portugal klingt für uns als Team wie Musik in den Ohren. Vor gut zwei Jahren gelang uns dort zum Auftakt der Olympiaqualifikation bei der Europameisterschaft der Sieg und damit der größte Erfolg in unserer gemeinsamen Sportlerlaufbahn. Ob wir dieses Mal in die Nähe der damaligen Leistung kommen konnten, war nicht sicher. Unser Trainingspensum hatte sich studienbedingt stark reduziert und so stiegen wir erst im Juni zur Kieler Woche in die Regattasaison 2017 ein. Uns fehlte also unter anderem die routinemäßige Saisonvorbereitung in der Bucht vor Palma, wo wir klassischerweise das Material für die Saison auswählen.
Das Motto der Saison war also, aus der Not eine Tugend zu machen und die wenigen Stunden, die wir hatten, so effektiv wie möglich zu gestalten. Ein so knappes Pensum an Segelzeit lehrte uns, wie wertvoll jede einzelne Minute auf dem Wasser sein kann. Etwas, was man schnell vergessen kann, wenn einem 365 Tage im Jahr für die Olympiakampagne zu Verfügung stehen.
Mit der Kieler Woche hatten wir auf dem heimischen Revier also unseren etwas verspäteten Regattaauftakt. Das Ergebnis war mit einem 5. Platz sehr gut und zeigte uns, dass wir nach der langen Pause das Segeln doch nicht ganz verlernt haben. Mit einem Ergebnis in der Silberfleet bei der darauffolgenden Europameisterschaft bekamen wir aber schließlich doch noch die Antwort auf unsere verlängerte Segelpause. 1 Monat und viele Segelstunden später war es Zeit für die Weltmeisterschaft.
Zusammen mit unseren Trainingspartnern Erik Heil und Thomas Plößel bereiteten wir uns vor Porto auf den großen Swell vor. Porto ist ein großartiges Segelrevier, bekannt für die starke Seebriese und ordentlich Seegang. Wie für eine Regatta allerdings schon beinahe üblich, ist die besagte Woche plötzlich ́ganz untypisch ́. So kam es auch diesmal, vergessen war die typische Seebrise. Vor uns stand eine nervenaufreibende WM-Woche, die wir nicht vergessen werden. Dichter Nebel und null Wind hielten die gesamte Flotte für die ersten beiden Regattatage im Hafen. Eine Situation, die wir in über 10 Jahren Regattasegeln noch nie erlebt haben. Vor dem Hintergrund, dass der erste Tag einer Regatta immer eine besondere Form der Anspannung mit sich bringt, waren diese Tage sehr, sehr lang.
Die Qualifikationsphase der Regatta startete am 3. Tag und uns gelang ein traumhafter Auftakt. Mit einer sehr soliden Serie qualifizierten wir uns als 3. für die Goldflotte. Die Punkteabstände in den vorderen Plätzen waren nach der Qualifikationsphase unglaublich klein. Die Regatta startete also wieder quasi bei null. Für Freitag waren vier Rennen angesetzt. Porto zeigte sich von seiner besten Seite: 15 Knoten und großer Atlantik Swell – traumhafte 49er- Bedingungen. Doch dann kam es sogar an diesem Tag ganz anders. Kurz vor dem ersten Start nahm der Wind so gewaltig zu, dass sich das Race Comitee entschied, die Rennen abzubrechen, um die Sicherheit der Segler nicht zu
gefährden. Somit blieben uns am letzten Tag nur noch 4 Goldfleet Rennen, um den neuen 49er Weltmeister zu ermitteln. Nach abermals längerer Startverschiebung segelten wir 4 Rennen bei besten Bedingungen. Nach 3 soliden Rennen, kenterten wir jedoch bei dem 4. Rennen durch einen unverschuldeten Crash mit einem anderen 49er Team. Diese Kenterung verhinderte die Chance auf die Bronzemedaille. Trotz vergebener Medaillenchance sind wir mit dem 5. Platz bei der Weltmeisterschaft sehr zufrieden. In Anbetracht der Umstände ist das ein sehr gutes Ergebnis. Die Weltmeisterschaft war unser Saisonhöhepunkt und wir konnten zu diesem Zeitpunkt die beste Leistung des Jahres abrufen, so soll es sein! Wir sehen das Ergebnis als den ersten wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu einer erfolgreichen Teilnahme bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio.
Ein riesiges Dankeschön an alle Unterstützer, Trainer und Freunde, die uns diese Saison ein weiteres Mal den Rücken gestärkt und freigehalten haben. Sehr gespannt sind wir außerdem auf den Auftakt des vor kurzem gegründeten Club 49. Der Club 49 ist eine Initiative zur Förderung von Schmidt Boehme Racing, mit dem Ziel, eine solide Basis für die Finanzierung unserer Olympiakampagne sicherzustellen. Ziel ist es, 49 Mitglieder für den Club zu begeistern, die im Gegenzug zu ihrer Leistung einen exklusiven Blick hinter die Kulissen unserer Kampagne bekommen können. Dazu gehört z.B. Trainings und Regatten hautnah mitzuerleben und von dem lebendigen Netzwerk des Clubs aus Unternehmerinnen und Unternehmern in regelmäßigen internen Veranstaltungen zu profitieren.
Bis Bald
Justus und Max