Seesegel-Auftakt zur Maior: Segeln für die Galerie
Erst ein paar kräftige Böen, dann leichte Winde und am Ende eine mittlere Brise – dazu kaum Regen und viel Sonne. Die Rahmenbedingungen für den Auftakt der Seesegler hätten kaum besser sein können. Und so gab es zur Siegerehrung der Maior-Regatta des Kieler Yacht-Club fast nur glückliche Gesichter. Denn mit insgesamt neun Up-and-Down-Wettfahrten an drei Tagen in der Strander Bucht konnte das Wettfahrtleiter-Team um Eckart Reinke ein prall gefülltes und sehr kompaktes Programm für die insgesamt 26 Mannschaften aus Deutschland, Dänemark und Schweden in den beiden ORC-Gruppen bieten. Die Crews der dänischen „Stony VIII“ von Steen Tofteberg (Gruppe A+B) und der Flensburger „Sydbank“ von Torsten Bastiansen (Gruppe C+D) feierten schließlich die Siege.
Strander Bucht statt Stollergrund – so lautete die Devise beim Auslegen der Bahnen zum Saisonstart der Seesegler. Damit hatten nicht nur die Besucher des Olympiazentrums von Schilksee besten Blick auf die Manöver der Crews, die kurzen Wege vom Olympiahafen Schilksee auf den Regattakurs kamen auch bei den Seglern gut an. Damit hatten die Mannschaften an den Abenden noch genug Kraft für gesellige Zusammenkünfte. So wurde zum Hotdog-Abend das Würstchen-Büffet von den Seglern komplett leergefegt. „Wir mussten noch Hotdogs nachordern. Das hatten wir noch nie“, freute sich Hauke Berndt, der Vorsitzende des Kieler Yacht-Clubs, über die gute Stimmung und den kräftigen Appetit unter den Teilnehmern.
Lob für das Event kam von vielen Seglern. Jens Kuphal (Berlin), Eigner und Steuermann der zweitplatzierten „Intermezzo“ (Gruppe A+B), ließ die Organisatoren zur Siegerehrung hochleben: „Das war an Land und auf dem Wasser eine sehr souveräne Vorstellung. Stark, dass wir neun Wettfahrten segeln konnten.“ In diese Kerbe hatte zuvor auch Torsten Bastiansen geschlagen, als er seine Crew nach dem Sieg im Hafen absetzte: „Wir hatten viel Spaß – auf dem Wasser mit den gut ausgelegten Bahnen und an Land bei den abendlichen Partys.“ Zur Siegerehrung selbst konnte Bastiansen allerdings nicht mehr dabei sein. Er überführte die Yacht noch am Abend wieder nach Flensburg.
Sportlich gab es nach dem langen Segelwochenende mit dem vorgeschalteten Training „Go4Speed“ und den drei Regattatagen klare Sieger: Die „Stony VIII“ gewann nach berechneter Zeit sechs der neun Wettfahrten in der Gruppe der großen Yachten. „Das haben wir nicht erwartet. Wir sind zum sechsten Mal hier in Kiel, konnten aber noch nie gewinnen. Daher hatten wir uns eine Top-Drei-Platzierung als Ziel gesetzt“, erklärte Eigner Steen Tofteberg. Mit dem Erfolg bei der Maior sieht er sich für die Saison auf einem guten Weg: „Das war unsere erste Regatta in diesem Jahr. Dass es gleich so gut lief, ist super. Unser Saisonhöhepunkt ist die Europameisterschaft im August. Da wollen wir um eine Medaille mitsegeln.“
Im vergangenen Jahr war die Yacht, eine Italia 11.98, zur WM vor Kiel auf Rang fünf in der Gruppe C gefahren. Nach der Neuordnung der Klassen zu diesem Jahr durch das ORC segelt die „Stony VIII“ nun in der Klasse B. „Wir wussten nicht, wie sich das auswirkt. Nun sind wir glücklich“, so Tofteberg.
Die Freude wurde von den größeren Yachten, die sich nun mit der Italia 11.98 messen müssen, nicht geteilt. „Wer gewinnt, ist stark gesegelt – ohne Frage. Aber das Rating ist so nicht stimmig, da haben wir keine Chance. Damit hat sich das ORC keinen Gefallen getan“, analysierte Jens Kuphal, der sich mit seiner „Intermezzo“, einer Landmark 43, auf Rang zwei einreihte. „Wir haben uns an der Spitze des Feldes mit den schnellen Schiffen Duelle geliefert, waren schnell unterwegs, konnten aber die Zeitvorgabe nicht rausfahren.“ Während die schnellen Yachten der Gruppe auch taktisch agieren mussten, konnte sich die „Stony VIII“ dahinter ganz auf sich konzentrieren.
Der Jahresauftakt war für Kuphal und sein Team aber ebenfalls ein gelungener Einstieg in die Saison. „Es macht Spaß mit dieser Mannschaft. Wir sind so eingespielt, dass wir nur einen Tag Training gebraucht haben, um wieder auf Betriebstemperatur zu kommen. Und dann haben wir uns beständig gesteigert.“ Der „Intermezzo“-Skipper feierte den Jahresauftakt aber auch aus anderem Grund: Erstmals war sein 15-jähriger Sohn Jascha als Crew-Mitglied an Bord. „Das ist schon eine besondere Freude. Ein echtes Vater-Sohn-Erlebnis. Und Jascha hat sich sehr gut eingefügt.“
Auch für Kuphal steht die EM auf den Aland-Inseln im August im Fokus der Saison. Daher wird er die Kieler Woche nicht mitsegeln können, da in der EM-Vorbereitung das Rennen Gotland Rund auf dem Plan steht – wie bei vielen anderen Crews auch.
Den dritten Maior-Platz der Gruppe A+B belegte mit der „Dixi 4“ von Erik Stannow eine weitere dänische Crew. Auf den Rängen vier und fünf wurden die beiden besten Mannschaften des Kieler Yacht-Club gelistet – mit der „Surprise“ von Marie Becker und der „Desna“ von Johannes Wackerhagen.
In der Gruppe C+D konnte sich die Erfahrung gegen die aufstrebende Jugend durchsetzen. Die „Sydbank“ Crew von Torsten Bastiansen hatten einen starken Start in die Serie hingelegt, schwächelte am zweiten Tag etwas, stand aber schließlich mit ausschließlich Top-Drei-Platzierungen in der Wertung deutlich an der Spitze des Feldes vor der „Freya“ der Kieler Yacht-Club mit Steuermann Noah Piotraschke. Damit waren zwei X35 ganz vorn. „Nach dem zweiten Tag war es eng. Am Samstag hatten wir nicht immer das glückliche Händchen. Auch am Schlusstag kamen wir mit dem ersten Start schwer rein. Dann sind wir aber auf dem Vorm-Wind-Gang gut gefahren und haben schließlich den richtigen Rhythmus für den pendelnden Wind gefunden“, sagte Bastiansen und ergänzte: „Es hat an allen drei Tagen super viel Spaß gemacht. Toll, dass wir hier sehr ähnliche Schiffe hatten, mit denen wir uns messen konnten.“
Die etwas wechselnden Winde am Schlusstag hatten den Verfolgern von der „Freya“ dagegen zu schaffen gemacht. „Am Samstag lief es sehr gut, aber in den schwierigen, drehenden Bedingungen fehlte uns etwas die Erfahrung“, sagte Noah Piotraschke. Manöver und Bootsspeed seien schon sehr gut. Im weiteren Saisonverlauf will die junge Crew die Performance weiter verbessern. „Wir werden die Mittwochsregatten und den Kiel Cup zur Kieler Woche segeln. Unser Ziel ist dann eine Medaille bei der Deutschen Meisterschaft im Herbst in Flensburg.“
Ein Pool von rund 20 Seglern steht für die „Freya“ parat, um sich für das große Ziel im kommenden Jahr vorzubereiten. Dann steht die WM in Tallinn/Estland auf dem Plan, und die junge Crew des KYC will mit dabei sein.
Auf Rang drei zur Maior kam eine weitere junge Mannschaft: die Crew der „Matchbox“, eine MAT 1010 vom ASV Wismar um Skipper Eike Claas Carmincke.
Mit der Maior ist der Auftakt zur Saison gelegt. Der nächste Höhepunkt lässt nicht mehr lange auf sich warten. In weniger als 50 Tagen steigt die Kieler Woche.