Starkes Feld zur YES-Regatta vor Schilksee
Mit über 600 Aktiven aus 14 Nationen in den Klassen 29er, Europe, 420er sowie ILCA 4, 6 und 7 waren die Young Europeans Sailing (YES) am Pfingstwochenende in Kiel-Schilksee sehr gut besucht. Trotz nicht ganz einfacher Windbedingungen absolvierten die Seglerinnen und Segler an den drei Event-Tagen in allen Klassen insgesamt 35 Wettfahrten. Die IDJoM-Titel im ILCA 6/w und ILCA 7 gingen nach Dänemark und Kiel.
In den Tagen vor den YES-Regatten präsentierte sich das Segelrevier teils stürmisch, und die Windvorhersage für das Pfingstwochenende sah gut aus. Aktive wie Wettfahrtleitung hatten mit reichlich Wind gerechnet. Aber stattdessen nahm dieser zum Auftakttag deutlich ab, und nicht alle geplanten Wettfahrten konnten durchgeführt werden. Am darauffolgenden Pfingstsonntag verschlechterten sich die Bedingungen weiter: Nur für die 29er fand nach langem Warten ein einziges Rennen statt. Umso größer war die Freude bei allen Beteiligten, als am Pfingstmontag der Wind wieder auffrischte und mehrere Rennen ermöglichte. Drei bis sieben Wettfahrten gingen in den einzelnen Klassen über das Wochenende verteilt in die Wertung ein: 29er (7), 420er (3), Europe (6), ILCA 4 (5), ILCA 6/w (4), ILCA 6/m (4) und ILCA 7 (6). „Für die komplizierten Bedingungen haben wir ein super Ergebnis und doch noch viele Rennen geschafft. Wir haben alles rausgeholt, was möglich war“, resümierte der Oberste Wettfahrleiter Stephan Uden.
Die meisten Seglerinnen und Segler wären lieber bei mehr Wind gegeneinander angetreten, aber einigen Teams kam der schwache Wind gelegen. Dazu zählten die Sieger im 29er, Hanno Rix und Maxi Reuner vom Kieler Yacht-Club, die im Vorjahr auf Rang 20 die YES beendeten und sich somit enorm gesteigert haben. „Für uns waren es gute Bedingungen, weil wir viel bei wenig Wind trainiert haben“, sagte Reuner. Für das Team diente die YES als Trainingsregatta für die Kieler Woche (22. bis 30. Juni 2024) und die 29er-WM Anfang August in Aarhus. Platz zwei im 29er ging an die Däninnen Emmili Gramkov und Sofie Krüger Andersen vom Hellerup Sejlklub, gefolgt von den Vorjahressiegern, den Zwillingen Lucas und Moritz Hamm (Chiemsee Yacht-Club) aus der Jugend-Nationalmannschaft.
In der Klasse 420er profitierte das Siegerteam Vincenzo Reuter/Chiara Albani aus Bayern von den Windbedingungen. „Als Binnensegler können wir gut auch bei wenig Wind segeln. Das war unser Vorteil“, sagte Reuter, der im vergangenen Jahr auch den ersten Platz bei der YES holte, allerdings mit einem anderen Vorschoter. Mit Chiara Albani wird er zur Kieler Woche nach Schilksee zurückkehren. Sie kannte das Segelrevier bislang nur im Opti. Esther Rodenhausen und Luisa Becker (NRV/MSC) folgten auf Platz zwei, und Carl Wolf und Karl Langer (Segel-Club Fraternitas 1891) komplettierten das Podium als Dritte.
In der Klasse Europe freute sich Fabienne Oster vom Norddeutschen Regatta Verein in Hamburg über Platz eins. Die beiden anderen Podiumsplätze gingen an Dänemark, an Oskar Thule (2.) und Martin Brønlund Olesen (3.).
Besonders stark vertreten waren mit 246 Teilnehmenden wie gewohnt die ILCA-Flotten. ILCA-4-Seglerin Johanna Kugel vom Müggelsee stand nach Platz drei im vergangenen Jahr dieses Mal ganz oben auf dem Siegerpodest. Ihr Ziel war eigentlich nur eine Top-Ten-Platzierung gewesen. Anfang Juli startet sie bei der U21-WM in Portugal. Mit zwei Punkten Abstand folgte Finn Koepsell aus Berlin und mit wiederum zwei Punkten mehr Pauline Fenger (Eisenbahner Segel-Verein Kirchmöser 1928).
Ein Segler, der die Strander Bucht bestens kennt und der gerne „etwas mehr Wind zum Racen“ gehabt hätte, stand gleich zweimal bei der YES ganz oben auf dem Podium: Ole Schweckendiek vom Kieler Yacht-Club konnte neben dem Sieg im ILCA 7 auch den bei der Internationalen Deutschen Junioren-Meisterschaft (IDJoM) für sich verbuchen. „Es war zwar ein bisschen wenig Wind, aber Spaß gemacht hat es trotzdem. Es war ein gutes Feld“, so der 19-Jährige. Bevor es für ihn Anfang Juli zur U21-Weltmeisterschaft nach Portugal geht, will er die Kieler Woche als Vorbereitung nutzen, um intensiv Starts zu üben. Der Rest des ILCA-7-Podiums war international besetzt, mit dem Norweger Christoffer Sørlie auf dem zweiten Platz und dem Titelverteidiger Oskar Madonich aus der Ukraine auf Rang drei. Madonich zählte 2023 bei der YES zu den Überraschungssiegern. Damals war sein Team mit dem Coach seit Beginn des russischen Angriffskriegs in seiner Heimat in Europa unterwegs – zum Trainieren und auf Regatten. Mittlerweile hat das Team eine Basis in Italien in der Nähe von Triest, von wo aus die Ukrainer zu den Events reisen. „Es ist schön, wieder zurück in Kiel zu sein, und ich freue mich auch schon auf die Kieler Woche“, sagte Madonich, dessen Bruder im 420er antrat.
Etwas überrascht darüber, dass es bei der YES auch um den IDJoM-Titel ging, war Helena Wolff vom Hellerup Sejlklub im Norden Kopenhagens, die neben dem Titel auch Platz eins im ILCA 6/w ersegelte. „Ich wusste vorher nicht, dass es eine Meisterschaft ist und musste spontan mit meinem jüngeren Bruder das Segel tauschen, da meins nicht vermessen war. Ich wollte bei der YES eigentlich nur Starts üben. Aber natürlich freue ich mich über das gute Resultat“, erzählte die Seglerin aus dem dänischen Perspektivkader für die Olympischen Spiele 2028. Anfang Juli steht für die 20-Jährige die U21-Weltmeisterschaft in Portugal an. Bei der YES belegte ihre Landsfrau Anneli Friis Jensen aus Fredericia den zweiten Platz. Rang drei ging an Line-Anneliek Pähler vom Norddeutschen Regatta Verein.
In Schilksee zeigten sich die zahlreich angereisten Aktiven aus Dänemark allgemein recht leistungsstark. Als eine Talentschmiede im Segelbereich gilt besonders der Hellerup Sejlklub, dem die Geschwister Wolff angehören. Helena Wolff galt schon im Alter von 15 Jahren in der Opti-Klasse als unschlagbar und gewann viermal in Folge die Dänische Meisterschaft. Heute zählt sie zu den Olympia-Hoffnungen ihres Heimatvereins. In Kiel übernahm sie direkt am ersten Wettfahrttag die Führung und behielt sie bis zum Ende der YES-Regatta.
Auch ihr 15-jähriger Bruder John träumt davon, in der Zukunft an Olympischen Spielen teilzunehmen. Für ihn war die YES die erste Regatta im ILCA 6. Er schaffte es als Drittplatzierter direkt aufs Podium.
Für die beiden Geschwister ist die Strander Bucht kein unbekanntes Revier. Bevor sie in die ILCA-Klasse gewechselt haben, sind sie dort bereits bei der Regatta „Goldener/Silberner Opti“ mitgesegelt. „Ich mag das Segelrevier in Kiel, die Bedingungen sind ähnlich wie bei uns in Hellerup. Mein Ziel bei der YES war eine Top-5-Platzierung. Als ich aber nach dem ersten Wettfahrttag bereits auf Platz eins lag, hoffte ich auf einen Podiumsplatz. Und den habe ich erreicht“, freute sich John Wolff, der zehn Jahre mit seinen Eltern und seiner Schwester in Hamburg gelebt hat. Das Podium bei den ILCA 6/m teilte sich der Däne mit dem Erstplatzierten Paul Ulrich aus Bad Zwischenahn und Uriel Amouyal aus Israel auf Platz zwei.