Verbandstag 2017 in Neumünster verlief harmonisch
Der Seglerverband Schleswig-Holstein nutzte auf seinem Verbandstag in Neumünster die Anwesenheit von SH-Innen- und Sportminister Stefan Studt, um provokant mehr Unterstützung für den Sport einzufordern. Wertschätzung für die Bedeutung des Sports konnte der SVSH-Vorsitzende Jens Brendel zwar ernten, eine Zusage über größere finanzielle Mittel blieb dagegen erwartungsgemäß aus. Im Anschluss hielt der SVSH eine reibungslose Tagung ab, in deren Verlauf Martin Honerla (Finanzen), Uwe Hanse (Öffentlichkeitsarbeit und Umwelt) sowie Matthias Regber (spezielle Segeldisziplinen) neu in den Vorstand gewählt und Thomas Rein als neuer Landestrainer vorgestellt wurden.
In seiner Eröffnungsrede erklärte Brendel, dass die Herausforderungen der aktuellen gesellschaftlichen Lage politische Richtlinien hervorgebracht haben, die am Sport vorbeigingen. Bei der Verteilung der Ressourcen befürchte der Sport Einschränkungen, obwohl ohnehin nur ein Promille der Haushaltsmittel im Lande in den Sport gingen. „Das ist faktisch eine Missachtung der Möglichkeiten des Sports. Man darf diese Ausgaben nicht als Kosten sehen, sondern als Investitionen in die Zukunft – für Bildung, sozialen Frieden und mehr Lebensqualität“, so Brendel. „Wir Sportler, wir Segler wünschen uns, dass die verbale Unterstützung auch faktisch untermauert wird, dann kann der Sport noch weitaus wertvoller für die Gesellschaft werden.“ Beispielhaft nannte Brendel die 25.000 Geflüchteten, die zuletzt in Schleswig-Holstein in das Vereinsleben integriert worden sind.
Stefan Studt reagierte auf diese nach seinen Worten „politische Grundsatzrede“ Brendels, indem er die Bedeutung des Sports als einen „Grundpfeiler unserer Gesellschaft“ zwar zuerkannte, bei der Größe seiner „Spendierhose“ aber auf die bisherigen Sportförderungen des Landes verwies: „Wir haben seit 2013 die Sportförderung von 5,67 Millionen Euro auf nun 8 Millionen Euro pro Jahr angehoben.“ Insbesondere der Wassersport würde profitieren, so flössen 2,75 Millionen Euro in die Erhaltung von Schwimmbädern, damit das Land zwischen den Meeren in Zukunft nicht ohne Schwimmbäder dastehe. Und in den Segelsport würden 2017 wie bereits im vergangenen Jahr eine Million Euro investiert. Der Standort Kiel profitiert davon durch die Unterstützung der Segelveranstaltungen in 2016 und der Standort-Infrastruktur in 2017. Studt erklärte, dass in den kommenden Jahren auch andere Standorte und Veranstaltungen wie die Travemünder Woche von dieser Unterstützung profitieren sollten.
Welch hohen Stellenwert das Segeln einnimmt, erklärten unisono die Vorsitzende des Kreissportverbandes Neumünster, Ute Freund, und Hans-Jakob Tiessen, der Präsident des Landessportverbandes. Ute Freund verwies auf die besonderen charakterbildenden Funktionen. „Der Segelsport ist für junge Menschen ein tolles Lernfeld – Teamarbeit auf kleinstem Raum“, so Freund. Als Lehrerin wünschte sie sich eine möglichst große Zahl von Kooperationen zwischen Vereinen und anderen Institutionen, damit vielen Jugendlichen das Segeln ermöglicht werde. Für Hans-Jakob Tiessen ist das Segeln für das Land zwischen den Meeren ohne ein „Klassiker“. So gehörten im vergangenen Jahr sechs Segler dem Team Schleswig-Holstein, der Förderinitiative des LSV, an. Mit dem SVSH habe der LSV einen guten Partner, der seinen Trainerbereich frühzeitig auf professionelle Beine gestellt habe. Die Zukunft des Segelsports müsse im Lande weiterentwickelt werden. Und die Sportentwicklung insgesamt solle nach den Landtagswahlen im Mai in den Koalitionsvertrag aufgenommen werden, forderte Tiessen.
Freude darüber, dass der SVSH in Neumünster tagte, bekannte Anna-Katharina Schättiger, die Stadtpräsidentin Neumünsters. Der Verbandstag unterstreiche die Lage Neumünsters als Mittelpunkt des Landes, so die Hobbyseglerin, die ehemals in Lübeck auf der Wakenitz, aber auch auf der Kieler Förde den Wassersport ausgeübt habe.
Von der derzeit schwierigen Situation des Deutschen Segler-Verbandes berichtete Walter Mielke, DSV-Obmann für spezielle Segeldisziplinen. Nachdem Goetz-Ulf Jungmichel als Generalsekretär vor einem Jahr zum DSV gekommen sei, um den DSV 2.0 zu gestalten, sei auf dem Weg dorthin mit dem Engagement am Bundesstützpunkt in Kiel ein wichtiger Schritt getan worden. Im Team habe es dann aber Probleme gegeben, die mit der Amtsniederlegung von DSV-Präsident Andi Lochbrunner endeten. Jetzt, so Mielke, sei er aber hoffnungsvoll, dass die Probleme bewältigt werden. Die Verpflichtung einer Münchener Vermarktungsagentur zur Einwerbung frischer Geldmittel habe aber noch keine Resultate gebracht.
Vorbildlich ist der SVSH aufgestellt, wie Mielke mit Blick auf die Zusammenarbeit zwischen Bundes- und Landesverband feststellte. Die Verpflichtung von Thomas Rein als Landestrainer, der im vergangenen Jahr mit dem 49er-Team Erik Heil/Thomas Plößel die Olympia-Bronzemedaille gewonnen hatte, bringe den SVSH in eine weiterhin starke Stellung. Thomas Rein selbst sagte, dass für ihn die Annahme des Landestrainer-Posten so etwas wie eine Heimkehr sei, nachdem ihm bereits 2000 der SVSH die große Chance gegeben habe, als junger Sportstudent in das Traineramt hineinzuwachsen.
Seine gute Stellung hat sich der Landesseglerverband durch die frühe Konzentration auf die modernen Klasse seit rund zwei Jahrzehnten erarbeitet, berichtete der Leistungssportverantwortliche Volker Scheel. Als erster Landesseglerverband habe man 1996 auf den 49er gesetzt, dann auf die Nachwuchsschulung im 29er. Der Fokus auf den neuen Olympia-Kat habe Paul Kohlhoff/Carolina Werner nach Rio geführt, und nun hat der SVSH zwei Motten angeschafft, um beim Thema Foiling dran zu bleiben und neue Trainingsreize für die Skiffsegler zu setzen.
Dranbleiben will der Verband auch bei den speziellen Segeldisziplinen. Matthias Regber, der die Verantwortung für diesen Bereich bereits kommissarisch übernommen hatte, berichtet von 45.000 Surfscheinen, die jährlich an Deutsche ausgestellt würden. Ähnlich groß sei das Potenzial der Surfer. Von diesen Zahlen könnten andere Bereiche des Segelsports nur träumen. Daher müsse das Surfen und Kiten aus dem Schattendasein herausgeführt werden und das Potenzial auch für die Vereine genutzt werden.
Eine Herausforderung für den SVSH ist es, durch den Wegfall der Mittel aus der STG-Initiative hoffnungsvolle Talente zu halten, die zu finanzstarken Vereinen in Hamburg abwandern. Dieser Herausforderung muss vor allem der Finanzvorstand begegnen. Andreas Hahn bekannte, dass er bei Wünschen aus den Ressorts oftmals der Nein-Sager sei. Dennoch sei es gelungen, Fahrzeuge und Trainingsmaterial für den Leistungssportsektor anzuschaffen. Nach dem Vortrag zur Bilanz und dem Bericht der Kassenprüfer wurde der Vorstand des SVSH einstimmig entlastet und der Haushaltsplan für 2017 genehmigt.
Einstimmig verliefen schließlich auch die Neuwahlen.
In Abwesenheit wurde Martin Honerla als neuer stellvertretender Vorsitzender für Finanzen als Nachfolger von Andreas Hahn gewählt, der nicht mehr kandidierte.
Matthias Regber erhielt das Vertrauen als Vorstandsmitglied für spezielle Segeldisziplinen als Nachfolger des im vergangenen Jahr ausgeschiedenen Matthias Latki.
Und Uwe Hanse übernimmt die Doppelfunktion als Vorstandsmitglied für Umwelt (neben Uwe Deppe) und die vakante Position der Öffentlichkeitsarbeit.
Zum Abschluss wurden noch die in der Jugendarbeit besonders aktiven Vereine geehrt. Der Jugendpreis ging an die ehrenamtlich tätigen Jugendlichen des SV Wakenitz, der Preis Sailing Kids an die Möltenorter Segelkameradschaft.