Vor 50 Jahren nahm die Studenten-Crew des "Peter von Danzig" als erste deutsche Mannschaft am Whitbread Round the World Race teil. Foto: ASV i.K.

Vor 50 Jahren: Kieler Studenten segelten um die Welt

Am 8. September 1973 – also vor gut 50 Jahren – wurde vor dem südenglischen Portsmouth eine Regatta gestartet, die in die Geschichte des Segelsports eingehen sollte. Es war die erste Regatta rund um die Welt, die für Segelboote mit vollständiger Crew ausgeschrieben war. Der Kurs folgte in 4 Etappen der Route der Rahsegler, die während des 19. Jahrhunderts Ladung um die Welt transportierten.

Wettsegelnd sollte es von Portsmouth nach Kapstadt in Südafrika gehen, dann nach Sydney in Australien, von dort nach Rio de Janeiro in Brasilien und schließlich wieder zurück nach Portsmouth. Ausrichter dieser spektakulären Regatta war die Royal Naval Sailing Association. Die englische Brauerei Whitbread sponserte das Rennen, das als 1. „Whitbread Round the World Race“ in die Geschichte des Segelsports einging. Dem ersten Durchgang folgten bisher 13 weitere Auflagen der Regatta. Sieben mal fand sie als Whitbread Round the World Race statt, seit 2001 als „Volvo Ocean Race“ und aktuell wird als Nachfolger das „The Ocean Race“ durchgeführt.

Männer mit Bärten und Ukele: So segelte der ASV 1973/74 um die Welt. Foto: ASV i.K.

Am ersten Start der „Whitbread“-Regatta nahmen auch die Kieler Studenten des „Akademischen-Segler-Vereins in Kiel“ (ASV i. K.) mit ihrem Segelboot „Peter von Danzig“ teil. Der studentische Segelverein ASV i.K. ist in der internationalen Segelszene bekannt wegen seiner anerkannten Aktivitäten im Bereich der Hochsee-Segelei. Mehrere Atlantiküberquerungen und weitere anspruchsvolle Segeltouren in Nord- und Ostsee sowie im Nordatlantik verschafften den Studenten weite Anerkennung. Viermal wurden sie mit dem damals renommierten „Kronenkompass“, der als „Schlimbach-Preis“ die höchste Auszeichnung im deutschen Segelsport bedeutete, ausgezeichnet. Ausschlaggebend für den Wunsch, an dem Rennen teilzunehmen, war also nicht nur die vom Sponsor zugesagte großzügige Versorgung mit Bier während der ganzen Wettfahrt.

Erfolgreich umrundete der „Peter von Danzig“ die großen Kaps dieser Erde. Foto: Bill Timkey

Das Vereinsboot „Peter von Danzig“ wurde 1936 aus Stahl mit einer Länge von 18 m bei einer Danziger Schiffswerft unter engagierter Mitarbeit von Studenten für den dortigen „Akademischen Segler-Verein“ gebaut, um an einer Atlantik-Regatta teilzunehmen. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges kam das Boot auf abenteuerlichem Wege zum ASV i.K. nach Kiel, wo es als schweres Flaggschiff ohne Motor und nur von Segeln angetrieben an seine Crews immer hohe Anforderungen stellte.

Als bekannt wurde, dass es eine Segelregatta für Mannschaftsboote um die Welt geben sollte, waren die Kieler Studenten sofort „Feuer und Flamme“ und wollten dabei sein. Es bildete sich ein Organisationsteam, das die schwierigen Vorbereitungsarbeiten in Angriff nahm: Der gesamte Verein musste begeistert werden, es musste Geld zur Verbesserung der Ausrüstung beschafft werden, es musste ausreichend qualifizierte Crew gefunden werden, usw. Aber wie so häufig wurden im ASV die Probleme gerade noch rechtzeitig gelöst und man konnte stolz die Anmeldung zur Teilnahme abschicken. 15 Studenten nahmen an dem Rennen teil. Von ihnen segelten 9 um die ganze Welt.

Das Whitbread Round the World Race war schon 1973 ein Medienereignis.

Den Startschuss zu dem Rennen gab die englische Segellegende Sir Alec Rose, der einige Jahre vorher die Erde alleine in einem Segelboot umrundete und dabei nur zwei Zwischenstopps hatte. Es waren 19 Yachten zur Regatta gemeldet, aber nur 14 davon konnten das gesamte Rennen um die Welt beenden, bei dem 27.000 Seemeilen zurückgelegt werden mussten. Im Südpolarmeer nahm das Rennen einen tragischen Verlauf: 3 Segler verloren bei extremen Wetterbedingungen ihr Leben, sie gingen über Bord und konnten nicht gerettet werden. Der „Peter von Danzig“ allerdings blieb von dramatischen Vorfällen verschont.

Sieger wurde unerwartet, gegen etliche extra für dieses Rennen gebaute Boote, die mexikanische Yacht „Sayula“. Sie kam nach 152 Tagen auf den Ozeanen im Ziel in Portsmouth an. Der 36 Jahre ältere „Peter von Danzig“ brauchte 204 Tage auf See. Damit wurde er letztes der 14 Boote, die die Regatta regulär abschlossen. Die Kieler Studenten, die mit ihrem alten „Peter von Danzig“ die Regatta ohne nennenswerte Havarie segelten, wurden respektvoll von den anderen Teilnehmern des Rennens mit dem Preis als „The Best Loser“ gefeiert.

Rückkehr der Segel-Pioniere

Am 23. September erinnern die ASV-Pioniere mit einer Jubiläumsregatta in der Kieler Innenförde an das große Abenteuer.

ASV in Kiel feiert am 23. September seine Teilnahme am Whitbread Round the World vor 50 Jahren. Der historische „Peter von Danzig“ kehrt dazu nach Kiel zurück und misst sich mit weiteren ruhmreichen Yachten bei einer Jubiläumsregatta. Dabei sind auch die „Thyra“, die ehemalige „Walross III“ des ASV in Berlin (Whitbread-Teilnehmerin 1981/82) sowie der „Löwe von Bremen“ des SKW Bremen, der 1989/90 am Whitbread mit der „Wappen von Bremen“ teilnahm. Außerdem segelt der aktuelle „Peter von Danzig“ mit, die „Walross IV“ und die „Zukunft IV“ des Kieler Yacht-Club.

Der Zeitplan für den 23. September:

  • 10:00 Uhr: Steuermannsbesprechung zur Round the World Race Jubiläums-Regatta
  • 11:00 Uhr: Start vor dem ASV (Dauer ca. 2,5 bis 3 Stunden, Ziel vor dem ASV)
  • 16:00 Uhr: Reden und Grußworte
  • 16:30 Uhr: Siegerehrung, Besichtigung der Schiffe
  • 18:00 Uhr: Film „Last ship Home“ im ASV