Wassersport geschlossen kritisch gegenüber Nationalpark-Plänen
Am 11. Juli fand in Kiel die Konsultation zur möglichen Einrichtung eines Nationalparks Ostsee für die Vertreter des Wassersports statt. Als Vertreter des Segler-Verband Schleswig-Holstein nahm der SVSH-Vizevorsitzende für den Bereich Umwelt, Hans Köster, teil und berichtet hier über den Verlauf der Sitzung:
Rund 50 Beteiligte aus verschiedenen Bereichen des Wassersports (Segeln, Rudern, Kanu, Surfen, Kiten, Wassersportschulen, Wirtschaft und Sportförderung) kamen auf Einladung einer durch das Umweltministerium eingeschalteten Unternehmensberatung in der Seeburg am Kieler Hafen zusammen, um das Thema Nationalpark schleswig-holsteinische Ostsee zu bearbeiten. Der Segelsport wurde neben dem Unterzeichner breit vertreten u.a. durch den DSV, einen Vertreter des DOSB, einige Beiräte des SVSH, der von der Potenzialkulisse betroffenen Reviere sowie einzelner Vertreter nicht im DSV organisierter Segelvereine.
Einführend sollten durch das Ministerium für alle Teilnehmer die fachlichen und rechtlichen Grundlagen sowie die Potenzialkulisse vorgestellt werden. Schon hier entfachte sich eine rege Diskussion über die Geeignetheit und die Verhältnismäßigkeit angedachter Maßnahmen, die als zwingende Folge eines Nationalparks im Raume stehen. Ebenso heftig wurde das Thema der Verfahrensregelungen im Zusammenhang mit dem Nationalpark Wattenmeer diskutiert. Dabei stellte sich heraus, dass offensichtlich Entscheidungen in Berlin beim zuständigen Verkehrsministerium getroffen werden, ohne jegliche Rücksprache mit dem zuständigen Ministerium in Schleswig-Holstein. Das machte das Risiko der Verfahrensregelungen insgesamt nochmals deutlich.
Wiederholt wurde durch die Teilnehmer bemängelt, dass das Ministerium es bis dato unterlassen habe, Alternativen zu dem geplanten Nationalpark zu präsentieren. Weder wurden bislang Art, Umfang und Reichweite bzw. Geeignetheit der bereits bestehenden Regelungen (FFH, Natura 2000, MSRL oder internationale Vereinbarungen) erläutert noch mögliche andere Alternativen. Es sei, so viele der Teilnehmer, schlechthin nicht möglich, eine Abwägung vorzunehmen, ob die Einrichtung eines Nationalparks zur Abwendung der Problemstellungen, die durch das Ministerium vorgegeben wurden – nämlich Munition, Nährstoffeintrag und gebietsbezogenen Naturschutz – überhaupt als geeignetes Mittel in Betracht komme.
Infolge der Diskussion ging der eingangs vorgestellte Zeitplan völlig verloren. Mit einer Verzögerung von etwa 2,5 Stunden schloss sich der Workshop an. In sieben Gruppen wurden zehn unterschiedliche Fragen zu den erwarteten Einschränkungen und Risiken, bereits umgesetzten Maßnahmen seitens des Wassersports und etwaigen Vorstellungen zu Verbesserungen diesbezüglich abgefragt, ebenso wie Vorstellungen zu möglichen Kompromissen, den der Wassersport bereit wäre, im Falle der Umsetzung eines Nationalparks, einzugehen. Zu den konkret formulierten Fragen wurden durch die sieben Gruppen in etwa vergleichbare Antworten gegeben. Bezüglich der Fragen, die sich bereits auf eine mögliche Umsetzung des Nationalparkprojektes bezogen, wurde vom überwiegenden Workshop-Teilnehmer keine Antwort gegeben.
Zum Ende des Workshops kam SH-Umweltminister Tobias Goldschmidt hinzu. Dieser führte nochmals in das Thema aus politischer, persönlicher und fachlicher Sicht ein. Die Präsentation der Workshop-Ergebnisse wurde durch ihn begleitet und teilweise auch kommentiert. Der Minister stellte fest, dass die Antworten der Workshop-Teilnehmer darauf schließen lassen, dass das Projekt Nationalpark nach wie vor sehr kritisch gesehen werde und eine grundsätzlich ablehnende Haltung vorläge.
Im Anschluss an die Präsentation wurden die Teilnehmer für den sogenannten Verzahnungs-Workshop vom Plenum gewählt. Folgende Mitglieder werden den Workshop Wassersport vertreten:
- LSV
- DOSB
- SVSH
- IHK
- Initiative Freie Ostsee Schleswig-Holstein
Der Workshop ist durch die beauftragte Unternehmensberatung dokumentiert worden. Zusätzlich ist eine Themensammlung aufgestellt worden, die ebenfalls dokumentiert wurde. Beide Dokumentationen sind unter der Website des Ministeriums (www.schleswig-holstein.de/DE/landesregierung/themen/kueste-wasser-meer/konsultationsprozess-ostsee/konsultationsprozess-ostsee_node.html) zu finden.
Der Wassersport hat sich in seiner ganzen Breite sehr geschlossen präsentiert. Die teilweise emotional geführte Debatte wurde aber an vielen Stellen durch wertvolle und fachlich fundierte Stellungnahmen aus dem Kreise des Wassersports bereichert.
Yacht-Interview mit Tobias Goldschmidt