Youth America’s Cup mit Power aus SH
Mitten in den Halbfinals des Louis Vuitton Cup drängt sich die nächste Generation des America’s Cup in den Vordergrund. Zwölf Teams haben für den Youth America’s Cup gemeldet. Am Dienstag war zunächst der Nachwuchs der aktuellen AC-Teams aus Neuseeland, Großbritannien, Italien, den USA, der Schweiz und Frankreich mit ihren Rennen dran. Jetzt folgen die sechs weiteren Teams aus Australien, Kanada, Spanien, Schweden, den Niederlanden – und Deutschland.
Bei böigen Bedingungen mit kabbeliger Welle lieferten sich die ersten sechs Nachwuchsteams spannende Rennen auf dem Kurs. Alle sechs Mannschaften gingen auf den AC40 in einer Flotte auf der Bahn, kämpften mit sich, den Gegnern und vor allem dem Wind und den Wellen. Abflüge, Abstürze, verpatzte Manöver, immer wieder Ausfälle und viele Führungswechsel sorgten dafür, dass der Youth America’s Cup das bisher größte Spektakel des gesamten Cup-Geschehens bot. Die Führung der Gruppe A übernahmen der Nachwuchs von Luna Rossa Prada Pirelli, der mit drei Siegen in den vier Wettfahrten deutlich vor den Briten und den US-Amerikanern führt.
Am Donnerstag nun ist die Gruppe B am Start – mit den Deutschen. Die Kielerin Maru Scheel, einzige Skipperin im Reigen der zwölf Jugend-Teams, machte zur Vorab-PK deutlich, welche Bedeutung der Youth AC für Deutschland hat: „Es sind die ersten Schritte im America’s Cup und die Hoffnung, für die Zukunft ein Team für den richtigen Cup aufzubauen. Teil dieses Szenarios zu sein, ist großartig und cool.“
Neben ihr gehören auch der Team-Gründer und Co-Steuermann Paul Farien (Kiel) sowie die Trimmer Tom Heinrich (Kiel) und Jesse Lindstädt (Hamburg) zum Start-Quartett der deutschen Mannschaft. Dahinter stehen Jill Paland (Kiel) und Julian Hoffmann (Blaichach-Ettensberg) als Reserve bereit.
„Ich bin sehr glücklich, an Bord zu sein – und das nicht, weil ich eine Frau bin, sondern als Athletin. Es ist etwas schade, dass sich der Youth Cup ansonsten zu einem Boys Cup entwickelt hat“, sagte Maru Scheel. „Die Entscheidung, wer bei uns im Boot sitzt, wurde nach der Entwicklung am Simulator und nach den ersten Trainings hier gefällt. Wir haben viele Stunden im Simulator verbracht und fühlen uns nun bereit. Der AC40 ist ein tolles Boot. Es ist großartig, das Wasser, den Wind und die G-Kräfte zu spüren.“
Die größte Herausforderung für das Team bestand in den vergangenen Trainingswochen darin, die richtige Kommunikation zu finden: „Wir haben alle die Kapazität, neue Sachen zu lernen und mit neuen Booten vertraut zu werden. Aber es ist nicht immer einfach, an Bord alle auf dem gleichen Stand zu halten. Das ist aber eine Herausforderung, die wir managen werden.“
Die AC40 für den Youth America’s Cup (und später auch den Women’s America’s Cup) sind eine rund 12 Meter (40 Fuß) lange Einheitsklasse. Sie bieten die grundsätzlich gleiche Technik wie die AC75. Allerdings werden sie nur mit zwei Steuerleuten und zwei Trimmern gesegelt. Der Einsatz der Pedaleure entfällt, da die Power für die Segeleinstellungen und die Foil-Einstellungen per Akku generiert wird.
Alle sechs America’s-Cup-Teams mussten sich einen AC40 anschaffen, den weiteren Jugendteams stand dies offen. Das deutsche Team trainierte in den vergangenen Monaten auf einem Simulator.
Den hatte der ehemalige Starboot-Olympia-Teilnehmer Marc Pickel gekauft und in seiner Werkstatt aufgestellt. Nach dem Video-Training ist das Team in den vergangenen Wochen nach Barcelona gereist und hat die ersten Wasserstunden absolviert. Nun wird es im Rennen ernst.