Präventions- und Schutzkonzept

Präventions- und Schutzkonzept zur Vermeidung sexualisierter Gewalt im Segelsport in Schleswig-Holstein

Präambel

Segelsport ist trotz meist offensichtlicher Distanz auf dem Wasser ein Sport des engen Miteinanders.

Zwischenmenschliche Regeln der Selbstbestimmung im Rahmen des sozialen Konsenses müssen immer eingehalten werden. Auf dem Wasser, an Land, beim Training oder auf gemeinsamen Fahrten. Physische, psychische, sexualisierte Gewalt und Vernachlässigung in der Gesellschaft schaffen es leider auch in den Segelsport.

Wir alle müssen immer wachsam bleiben und genau hinschauen.

Auf Grundlage der im Anhang genannten Broschüren hat der SVSH ein kurzes, hoffentlich praktikables Konzept in Form einer Checkliste entwickelt, das ohne große Vorbereitung sofort helfen soll.

Prävention

Um zu verhindern, dass es überhaupt zu derartigen Ereignissen kommt:

Beschreibung

  1. Wachsamkeit aller beteiligten Personen immer wieder schärfen: Aufklärung bei Versammlungen, Aushänge, Präventionskonzept, Gespräche und sensible Beobachtungen.
  2. Soziale Medien kontrolliert einsehen: Wer unterhält mit welchen Inhalten Kontakt zu wem?
  3. Schulung um Strategien von Täterinnen und Tätern transparent zu machen.
  4. Schaffen von Transparenz in den Vereinsabläufen: Wer trainiert/begleitet wen zu welchen Zeiten und in welcher Konstellation der Betreuung an welchen Orten?
  5. Klarer Fokus auf das Thema und genaue Prüfung bei der Personalauswahl, sowohl ehrenamtlich als auch in Anstellung und Honorar. Vorlage eines Führungszeugnisses.
  6. Thematisierung mit Fallbeispielen bei Auswahlgesprächen: Wie gehen Sie mit folgender heikler Situation um?
  7. Vermeidung von kritischen Situationen bei Übernachtungen, keine individuellen Betreuungen. Anwesenheit von Eltern, älteren Sportlerinnen und Sportlern, FSJ.
  8. Schulung des Personals: Pädagogik „Stärke statt Macht“ – Klar und konsequent, nicht auf Basis eines Abhängigkeitsverhältnisses
  9. Selbstbehauptungsfähigkeit der Seglerinnen und Segler stärken, Kinderrechte thematisieren, Partizipation der Seglerinnen und Segler bei Trainings- und Wettkampfplanung, Unterkunft und Begleitung.
  10. Feedbackkultur im Verein, z.B. pro Jahr anonyme Online-Befragungen zu Training usw.
  11. Kein Zwang im Training, keine (lustigen?) sexistischen und gewalttätigen Äußerungen, Körperkontakt nur auf Nachfrage; möglichst Vier-Augen-Prinzip; geschlechtersensible Planung

Intervention

Die Intervention ist immer im Einzelfall vorzunehmen. Es gibt kein Kochrezept.

Beschreibung  

  1. In jeglichen Verdachtsfällen (auch „Bauchgefühlen“) sofort individuell und überlegt eingreifen: Situationen auflösen, Verantwortliche informieren, Personenkreis kleinhalten.
  2. Vertrauensvolle Meldekette schaffen: Glauben schenken, schwierige Situation für Betroffene vor Augen haben; sensibel und sofort intervenieren; direkte Konfrontation/Gespräche suchen.
  3. Wenn nicht selbst, dann direkt und ohne Zeitverzug durch die verantwortlichen Personen im Verein oder Verband oder öffentlichen Stellen wie der Polizei.
  4. Konsequenzanalyse für mögliche Täterinnen und Täter ist nicht zweitrangig, aber bei der Art der Intervention zu bedenken.
  5. Stichwortartig Protokoll führen über Hinweise, Beobachtungen, Ereignisse und Vorgehen: Sachlich und möglichst unvoreingenommen. Wichtig: Suggestivfragen, keine Details zu Tathergang zur Ermittlung; Soziale Medien: Chat-Verläufe sichern durch Screenshots.
  6. Ruhe bewahren! Das ist für alle Beteiligten von großer Bedeutung.
  7. Minderung des Leids der betroffenen Seglerinnen und Segler steht immer im Vordergrund.

Aufarbeitung

 Die sorgfältige Aufarbeitung dient immer der zukünftigen Prävention.

Beschreibung

  1. Wie sieht eine sensible Information der Öffentlichkeit aus? Was ist hinreichend konkret, was ist allgemein genug?
  2. Wie konnte es zu dem Übergriff kommen? Wie ist die Planung anzupassen? Welche Fehler wurden gemacht?
  3. Welche Faktoren haben die Gewalt gefördert? Wie war es möglich, dass die Gewalt verdeckt werden konnte? Wieso ist niemandem etwas aufgefallen?
  4. Welche Konsequenzen werden aus den Ereignissen gezogen?
  5. Personal, Abläufe, Schutzmechanismen
  6. Wie lässt sich das Vertrauen in die Institution wiederherstellen/stärken?
  7. Die Aufarbeitung ist Vorstandsarbeit.

Kontakt

Ansprechpartner*in im SVSH:

Anna Schweizer, Tel.: 0176 42 71 70 33, anna.schweizer@louisenlund.de

Dr. Thorsten Schmidt, Tel. 0431-88 82 40 30, thorsten.schmidt@kitt.fit